Ehrenamtliches Engagement als Jungbrunnen
Helga Roßmeier: „Nichts tun liegt mir nicht!"
Eine Lupe mit Beleuchtung hatte die 90-jährige Maria Huber (Name geändert) gebraucht, da sie infolge eines altersbedingten Augenleidens zunehmend schlecht sieht. Auf der Einkaufstour war sie von Helga Roßmeier begleitet worden. Frau Roßmeier besucht die Hochbetagte aus der Kriegersiedlung an der Albert-Roßhaupter-Straße mindestens einmal wöchentlich. Darüber hinaus kann die geistig agile Dame ihre Begleiterin jederzeit anrufen, wenn sie irgendetwas braucht. Denn die wohnt nur wenige Fußminuten entfernt, und kommt bei Bedarf gern auf einen Sprung vorbei.
Die Lupe ermöglicht der Sehbehinderten nun, wieder die Druckschrift der Zeitungen zu lesen. Allerdings war das Hilfsmittel kostspielig, die Anschaffung für 76 Euro riss ein schmerzlich spürbares Loch ins Monatsbudget der Rentnerin. „Ob sich da nicht helfen lässt, etwa durch einen Zuschuss der Krankenkasse", fragte sich Helga Roßmeier, und wandte sich an den Augenarzt ihres Schützlings. Umgehend stellte der ein Rezept aus, anhand dessen der Optiker den Rechnungsbetrag zurückerstattete.
Frau Huber freut sich über die Erstattung und kann erleichtert aufatmen. Auch Frau Roßmeier strahlt. Mal wieder hatte sie wirksam helfen können, worüber sie sich ebenso freut wie die Empfängerin des unverhofft erhaltenen Betrags.
Bereichernde persönliche Erfahrungen
Man glaubt es kaum, wenn man sie sieht: Helga Roßmeier ist mittlerweile selbst 74 Jahre alt. Ihr Berufsleben lang hatte sie als Arzthelferin gearbeitet, daneben auch ihre zwei Kinder großgezogen. Während sich viele ihrer Altersgenossinnen und -genossen bestenfalls noch um die Mahlzeiten und das Fernsehprogramm kümmern, lehnt sie sich keinesfalls im Ohrensessel zurück. Einige Zeit lang hatte sie eine alte Dame im Altenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz unterstützt, einen Mann bis zu seinem Tod begleitet. Das sei für sie persönlich eine ausgesprochen bereichernde Erfahrung gewesen, versichert Roßmeier.
Nun engagiert sie sich als ehrenamtliche Helferin beim Besuchs- und Begleitdienst, den das Alten- und Service-Zentrum Westpark (Badgasteiner Str. 5) organisiert. Bei dieser Anlaufstelle erhalten Seniorinnen und Senioren im Stadtteil sowie deren Angehörige und Bezugspersonen diverse Unterstützung, Beratung und Betreuung. Viele der caritativen Angebote werden durch bürgerschaftliches Engagement erst möglich.
Viel besser als grübeln und jammern
„Ich möchte etwas Sinnvolles tun, das mich persönlich befriedigt. Außerdem will ich anderen Menschen helfen", erklärt Helga Roßmeier: „Nichts tun kann ich nicht – das liegt einfach in meiner Natur! Und es ist doch allemal besser als zuhause zu sitzen, über die eigenen Zipperlein und Schmerzen nachzugrübeln und zu jammern." Die Biographien und Anekdoten der alten Leute faszinieren die Helferin; mit Empathie hört sie zu, fragt nach Details.
Die ehrenamtliche Tätigkeit fordere sie geistig und körperlich, halte sie fit und lebendig, versichert Frau Roßmeier. Zum Friseur begleitet sie Frau Huber ebenso, wie beim Einkauf oder dem Gang zur Bank. Steht keine Erledigung mehr an, gehen die beiden Ladies im Stadtviertel spazieren, setzen sich in ein Lokal und gönnen sich einen Eiskaffee.
Früher habe sie viele Bekannte gehabt und gerne Busreisen unternommen. Doch mittlerweile seien ihr lange Ausflüge zu anstrengend, viele aus dem Bekanntenkreis verstorben, erläutert Frau Huber: „Deshalb bin ich sehr froh, dass Frau Roßmeier mir bei meinen täglichen Angelegenheiten hilft, und dass ich sie habe – einfach zum Reden."
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