Container für Flüchtlinge
Gemeinschaftsunterkunft für 300 Menschen an Langwieder Hauptstraße
Es sind unbeschreibliche Zahlen, die Maria Els, Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, den Bürgern in Lochhausen mitgebracht hatte: „60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht“. Davon komme zwar nur „ein Bruchteil“ nach Europa. Doch auch das seien auf München bezogen zwischen 400 und 450 Neuankömmlinge täglich. 15 Prozent aller Flüchtlinge in Deutschland werden nach einem Verteilungsschlüssel auf Bayern verteilt. 225 müssen wöchentlich in München untergebracht werden. In Lochhausen sollen ab Januar 2016 in einer Containerwohnanlage an der Langwieder Hauptstraße 300 Flüchtlinge untergebracht werden. Laufzeit der Gemeinschaftsunterkunft, in der die Menschen rund drei Jahre bleiben werden, sei zwischen fünf bis zehn Jahre.
Die Aussicht auf die neuen Nachbarn hatte im Vorfeld zu Unruhe bei den Lochhausern geführt. Bei der Infoveranstaltung in der Turnhalle der Schubinstraße stellten sich neben der Vizepräsidentin auch Vertreter der städtischen Referate den Fragen. Rund 60 Fragen zur Verteilung im Stadtgebiet, zur Baugenehmigung, zur Betreuung in der Unterkunft, zur Sicherheit und den Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements wurden gestellt. Um alle beantworten zu können, waren sie thematisch sortiert und auf die Referenten aufgeteilt worden. Sachlich und ruhig stellten diese sich den Bürgeranliegen. So gelang es die am Anfang emotional aufgeladene Stimmung zu beruhigen.
Zwei Stockwerke
Zum Beispiel hatten sich Bürger lautstark darüber geärgert, dass Aubing im Verhältnis zu Nymphenburg oder Gern überproportional viele Einrichtungen stemmen müsse. Das liege daran, dass die Stadt auf verfügbare Flächen zurückgreifen müsse. „In Nymphenburg hat die Stadt keine Flächen“, erklärte Els. Den Lochhausern versprach sie keine weiteren Flüchtlinge an der Langwiedener Hauptstraße, „aber ich kann keinem Stadtviertel versprechen, dass nicht noch weitere Einrichtungen geschaffen werden müssen“.
Andreas Fritz vom Baureferat stellte die Containeranlage vor. Die Gebäude sollen zwei Stockwerke haben mit Schlafzimmern, in denen jeweils zwei Personen schlafen können, Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume. Im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens soll auch die feuchte Wiese auf ihre Eignung als Untergrund begutachtet werden.
An Solidarität appelliert
Anni Kammerlander von Refugio München appellierte an die Solidarität der Nachbarn und berichtete von Einzelschicksalen, wie dem der syrischen Familie, die auf der Flucht ein Kind verloren hatten, fast ertrunken wären und Gewalterfahrungen durch die IS in ihrer Heimat erleben mussten. „Wir brauchen Unterstützungsgruppen für Deutschkurse, Freizeitangebote und Unterstützung bei Behördengängen“, sagte sie. Die Freiwilligen wird dann die Caritas koordinieren (www.caritas-f-net.de).
Es werden sich zwei Hausmeister und zwei Verwaltungskräfte um die Flüchtlinge kümmern. Außerdem wird es einen Pförtner und stundenweise Kinderbetreuung geben. Ein Wachdienst sei nur für die Anfangsphase vorgesehen. Wer einziehen wird, ist völlig unklar. „Wir achten auf Nationalitäten, die sich verstehen und auf eine Mischung von Alleinstehenden und Familien“, so Sozialreferentin Brigitte Meier. Was die fehlende Infrastruktur betrifft, so wies Bezirksausschussmitglied Jürgen Umseher auf die fußläufige Versorgungsmöglichkeit in Gröbenzell hin.
In Kontakt mit den Betreuern
Verständnis für die Ängste und Sorgen der Nachbarn zeigte Peter Löffelmann von der Pasinger Polizeiinspektion. Bisher habe es in ähnlichen Einrichtungen keine sicherheitsrelevanten Probleme gegeben, versicherte er. „Wir stehen in Kontakt mit den Betreuern vor Ort“, versprach er und forderte besorgte Bürger auf, sich an die Polizei zu wenden. Unbegründet dürften die Sorgen vor überquellenden Schulen sein. Es werden lediglich 21 Schüler im Grundschulalter erwartet. Diese sollen in Übergangsklassen unterrichtet werden.
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