Archäologisches Gewissen
Förderverein kümmert sich um das Zeit+Raum-Museum
In den Zeiten des großen Baubooms in Germering, in den 60er und 70er Jahren, wurden viele archäologische Funde, die bei Bauprojekten entdeckt wurden, von den Baggern einfach zerstört. Damals wurden diese Dinge wenig Wert geschätzt. Kinder hatten mit dem jahrtausende alten Schmuck, Pfeilspitzen und Werkzeugteilen einen regen Tauschhandel betrieben. Alte Knochen, die aus Baustellen zusammengeklaubt worden waren, dienten als Spielzeug. „Damals wurde viel zerstört“, bedauert Dr. Günter Zeidler, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmuseum Germering. Viel Aufklärungsarbeit wurde geleistet, damit so etwas nicht mehr vorkommt. Funde wurden dokumentiert und Exponate archiviert. Das war der Moment, an dem sich an Ortsgeschichte interessierte Bürger zusammenfanden, um sich gemeinsam für ein Museum einzusetzen. Die archäologischen Schätze sollten der Allgemeinheit zugänglich sein. Der Förderverein Stadtmuseum Germering wurde 1999 gegründet und feiert heuer sein 15-jähriges Bestehen. „Unser Hauptziel war es den Aufbau und Betrieb eines Museums zu unterstützen“, erinnert sich Zeidler. Mittlerweile kann der 145 Mitglieder zählende Verein auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: Germering hat ein Museum mit einer gerade eingeweihten Dauerausstellung, rund 100.000 Euro konnten durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Veranstaltungen für das Vereinsanliegen zusammengesammelt werden. Der Verein hat eine Reihe von Publikationen herausgegeben, wirkt bei archäologischen Projekten mit, konzipiert Ausstellungen und Vorträge, betreibt eigene Forschungen und macht Ausflüge zu historisch interessanten Orten. Als jüngste Aufgabe ist nun die Aufsicht für die sonntägliche Öffnungszeit des Zeit+Raum-Museums dazugekommen, die der Förderverein übernommen hat.
Unzählige Anträge geschrieben
Vor dem Erfolg standen freilich jahrelange mühevolle Arbeit und ehrenamtliches Engagement, berichtet Zeidler. Der promovierte Physiker hat mit seinen Mitstreitern unzählige Anträge an Behörden wie dem Landesamt für Denkmalschutz oder die Stadt Germering geschrieben, um die Notwendigkeit eines Museums darzulegen. Dann ging es darum, gemeinsam mit dem Stadtarchivar die Vitrinen zu bestücken und sie so zu beschriften, dass sie auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Zum Glück ist Vorstandsmitglied Delia Hurka studierte Archäologin, die diese Aufgabe mit der nötigen Fachkompetenz gelöst hat. Die neue Ausstellung im alten Feuerwehrhaus neben dem Rathaus ist für den Verein der richtige Anlass, um nach neuen Mitgliedern Ausschau zu halten. „Viele unserer Mitglieder sind bereits über 60 Jahre alt“, erklärte Zeidler. Jüngere Mitglieder sind deswegen besonders willkommen. Auf sie warten viele interessante Betätigungsfelder. Im nächsten Jahr soll beispielsweise eine Sonderausstellung zur Kupferzeit in Germering stattfinden.
Bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung hat Zeidler überraschend viele Familien mit aufgeweckten Kindern begrüßen können. Das brachte ihn auf die Idee, besondere Führungen für Schulklassen oder Kinder anzubieten. Auch hierbei könnten sich Mitglieder mit ihren Fähigkeiten einbringen. Zeidler selbst war am Eröffnungstag gefragter Ansprechpartner für viele Besucher. Immer wieder wollten sie von ihm Exponate und Sachverhalte erklärt bekommen. Das „archäologische Gewissen“ und das Interesse an den historischen Wurzeln Germerings ist bei den Germeringern stark wie nie zuvor.
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