„Jeder ist auf andere angewiesen, und andere auf Dich!"
Das Wir-Gefühl stärken will Günter Pöschl durch Engagement
Der Kaffee duftet, selbstgebackener Apfelkuchen steht bereit, zudem Rohrnudeln und zwei Reisevideos. Bekannte Sehenswürdigkeiten und landestypische Details von seinen Rundreisen in Südengland und Irland hat Günter Pöschl dokumentiert, das Filmmaterial kurzweilig geschnitten und die Bilder mit sorgsam ausgewählter Musik und erklärenden Audio-Einspielungen unterlegt. Eine Instrumentalversion des Songs „Streets of London" erklingt, während die Bilder einer Fahrt durch die Britische Hauptstadt über die Leinwand laufen.
Drei Männer und sieben Frauen haben sich am Nachmittag eingefunden im Nachbarschaftstreff in der Westendstraße 265. Sie alle sind Mitglieder des Vereins „Generationengerechtes Wohnen" der Wohnungsgenossenschaft München-West.
Vom Antragsteller zum Aufsichtsrat
Im Jahr 1973 bekam Günter Pöschl, damals junger Vater und Angestellter der Stadt, eine Wohnung bei der Genossenschaft, die für ihn bezahlbar war. Heute ist er ehrenamtlicher Aufsichtsrat der Wohnungsgenossenschaft, und zählt auch zu den Mitbegründern des nun seit einem Jahrzehnt bestehenden Vereins „Generationengerechtes Wohnen". Zudem führt Pöschl immer mal wieder Filme vor, und musiziert bei Vereinsfesten mit seinem Akkordeon. „Diese Veranstaltungen sind immer besonders gut besucht, weil die Musik so schwungvoll ist und gute Laune macht", versichern die Anwesenden. Darüber hinaus ist der umtriebige Ruheständler 1. Vorsitzender des Kleingartenvereins Süd-West 12 am Eduard-Stadler-Winkel – und auch diese Aufgabe ist selbstverständlich ein Ehrenamt.
Ehrenamt – weil es Spaß macht!
Auf die Frage, warum er sich derart umfangreich engagiert, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Weil es Spaß macht! Und es ist eine gute Möglichkeit, anderen eine Freude zu machen!" Großes Anliegen ist Pöschl darüber hinaus, das Wir-Gefühl zu stärken. Denn die Idee der Genossenschaft enthält ja mehr als nur preiswerte Mieten. Ziel sei eine funktionierende Hausgemeinschaft, in der sich die Bewohner kennen, bei Bedarf auch gegenseitig unterstützen. Denn eine intakte Hausgemeinschaft bietet einen gewissen Schutz vor Kriminalität, verhindert auch, dass man einen Verstorbenen erst vermisst, wenn Verwesungsgestank aus der Wohnung dringt. Pöschls Fazit: „Uns sollte bewusst sein: Jeder von uns ist auf andere angewiesen, und andere auf Dich!"
Bereicherung durch Aktivität und Kontakt
Zudem kann das Engagement auch für den ehrenamtlich Tätigen eine Bereicherung sein. Allemal besser, als alleine vor dem Fernseher zu sitzen, ist das Wirken in und für die Gruppe. Für jene, die aus dem Berufsleben aussteigen, vermag die Verantwortung des Ehrenamts das gefürchtete große schwarze Loch bannen.
Ida Gallmeier organisiert seit 2009 das Programm der Nachbarschaftstreffs in der Wohnanlage „Äußere Westendstraße". Zwei bis drei Veranstaltungen pro Monat – da gibt's durchaus zu tun. Sie dekoriert den Tisch, sorgt dafür, dass das Geschirr gespült, die Räume ordentlich hinterlassen werden. Letztlich bestätigt auch sie, dass ihr diese Beschäftigung und der stete Kontakt mit Menschen sehr geholfen haben, nachdem ihr Mann vor einigen Jahren verstorben war.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH