"Macht, was euch begeistert"
Willy Astor blickt mit Mittelschülern über den Tellerrand
Schüler sollen erfahren, dass die persönliche Herkunft nicht automatisch den eigenen Lebensweg bestimmt: Der Kabarettist und Musiker Willy Astor gab rund 40 Jugendlichen von den Mittelschulen an der Guardinistraße und der Simmernstraße tiefe und persönliche Einblicke in seinen eigenen Werdegang vom Hasenbergl auf die großen Kabarettbühnen. Dabei ging es vor allem auch um die Frage, was Glück ist. Der Workshop ist Teil des Bildungsprojektes "No Limits. Entdecke deine Chancen!" und soll Schülern beibringen, über den Tellerrand zu schauen. Die Ergebnisse aller Workshops werden im Rahmen einer festlichen Veranstaltung am 5. Mai präsentiert.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Willy Astor so einen engagierten Unterstützer an unserer Seite haben. Es gelang ihm extrem gut, die Jugendlichen zu erreichen. Es war ein intensiver Austausch auf Augenhöhe über die grundsätzliche Haltung zum Leben, berufliche Möglichkeiten, Motivation, Selbstvertrauen und Glück. Er hat bei den Jugendlichen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und sie zum Nachdenken angeregt.“ sagt Mara Bertling, Initiatorin und Geschäftsführung Dein München e.V., der den Workshop veranstaltete.
"No Limits" zeigt Jugendlichen den Weg
Dein München wurde im Frühjahr 2011 gegründet. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, die benachteiligter Kinder und Jugendliche in das Gemeinschaftsleben der Stadt zu integrieren. Das Konzept greift in einzelnen Projekten die Angebote in den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit und Sport auf und gewährleistet in kooperativer Zusammenarbeit mit Partnern einen direkten Zugang. Parallel werden eigene Projekte, Aktionen, Workshops und Veranstaltungen realisiert. So wird ein innovativer Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung, Teilhabe, Integration und Chancengleichheit geleistet.
Im Laufe des Projektes nehmen die Jugendlichen an zwei Kick-off-Events, sechszehn Workshops und fünf Exkursionen teil, um eigene Möglichkeiten für Beruf und Karriere zu entdecken. Aber auch Motivation, Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung sollen gefördert und soziale Hürden überwunden werden.
Den Jugendlichen heute fehlt es vor allem an Wissen über die vielen Möglichkeiten, wie man seinen eigenen Weg geht und dabei erfolgreich sein kann. Besonders den Kinder, die aus einem sozial schwächeren Umfeld kommen, fehlt es an Impulsen aus dem eigenen Elternhaus. Dabei hat die Jugend von heute so viele Möglichkeiten, wie keine andere Generation zuvor.
In seiner Jugend im Hasenbergl, dass damals noch die "Bronx von München" war, versteht Willy Astor bereits im Alter von 14 Jahren, dass es nicht klug ist, wenn man sich nicht anstrengt. Nach der Hauptschule hat er eine Lehre als Werkzeugmacher bei BMW gemacht und absolvierte anschließend die Maschinenbautechnikerschule.
Sich selbst treu bleiben
Für das Projekt wurden auch andere prominente Partner gewonnen, wie der Schauspieler Elyas M´Barek und die Kabarettistin Luise Kinseher. Aber auch erfolgreiche Geschäftsleute und Handwerker von nebenan ermöglichen den Jugendlichen tiefe, persönliche Einblicke in andere, oft ungewöhnliche Lebens- und Karrierewege. Sie geben den Schülern Motivation, Impulse und Orientierungshilfen, um den Mut zu entwickeln den ganz eigenen beruflichen Lebensweg zu finden. Vom umjubelten Schauspieler oder gefeierten Sternekoch bis zum erfolgreichen Eventtechniker oder Friseur hat jeder der Projektpaten einen ungewöhnlichen Karriereweg beschritten. Dabei wird klar, dass Karriere nicht zwangsläufig viel Geld bedeuten muss, vielmehr geht es darum, Karriere zu machen und sich selbst dabei treu zu bleiben.
Willy Astor war schon als Schüler frech und hat vieles angestellt. Er spielte Akkordeon, doch da sein Publikum in der Regel Rentner waren, wechselte er irgendwann zur Gitarre. "Ich wollte Mädels kennen lernen", sagte er dazu und bezeichnete seine Gitarre als seine "erste große Liebe". Die Gitarre sei einer Frau schließlich sehr ähnlich, denn beide haben Kurven und "man muss ab und zu neue Saiten aufziehen". 1985 betrat er zum ersten Mal eine Kleinkunstbühne und es gefiel ihm, Leute zum lachen zu bringen. Also blieb er dabei und schaffte es, sich als Künstler zu etablieren. Der Kabarettist appelierte auch an die Jugendlichen ihre Träume zu verwirklichen und ihre Ziele nicht aufzugeben.
"Der Beruf nimmt einen großen Teil des Lebens ein und wenn man sich fünf Tage die Woche quält und nur auf's Wochenende hinarbeitet, ist das zu wenig“, meint Willy Astor zu den Jugendlichen. "Euer Ziel muss sein, sieben Tage die Woche das zu machen, wofür Ihr Euch begeistert und interessiert. Nur dann macht man seinen Job gut und es geht einem auch gut.“
Die Frage nach dem Glück
Die zentralen Werte, die bei dem Bildungsprojekt "No Limits" vermittelt werden sollen sind Mut, Offenheit, Interesse und Ausdauer. Ziel ist es auch den Lebensraum Schule im neuen Kontext erlebbar zu machen und Fähigkeiten und Talente durch Vergabe von Aufgaben und Verantwortung zu fördern. Die Schüler sollten zum Beispiel fremde Leute auf Straße befragen und sich dabei gegenseitig filmen.
Die Entwicklung individueller Perspektiven und Visionen soll gefördert und Selbst-, Sozial- und Sachkompetenzen vermittelt werden, um das Vertrauen in die eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu ermöglichen und festigen. Den Kindern wird auch aufgezeigt, wie man sich selbstständig Wissen aneignet und wie man Fähigkeiten und Qualifikationen erwerben kann. Durch positive Auseinandersetzung mit Werten, Ethik und Moral, sollen die Schüler lernen soziale Verhaltensmuster einer Gesellschaft zu verstehen und positiv anzunehmen.
"Glück ist, jeden morgen gesund aufzuwachen", antwortete Willy Astor auf die Frage eines Jugendlichen, was denn für ihn Glück sei. Willy Astor überlebte einen schweren Motorradunfall und den Tsunami vor 10 Jahren in Thailand und weiß die Gesundheit dadurch sehr zu schätzen. Glück kann also auch etwas einfaches sein und jeder Lebensweg hat seine eigenen Vorzüge. Ob als Bäcker oder als Künstler, solange man glücklich ist, hat man den richtigen Weg gewählt. "Macht Euch auf die Suche, schaut über den Tellerrand, auch gegen alle Widerstände. Wenn Ihr etwas gefunden habt, wofür Ihr „brennt“, bleibt dran, macht was daraus, auch wenn der Weg mal zäh ist. Das ist für mich der Schlüssel für ein glückliches Leben“, lautet die Botschaft von Willy Astor.
„Wie wählten Sie Ihren Beruf?“
Die soziale Herkunft soll nicht automatisch den eigenen Lebensweg bestimmen - und auch nicht die Berufswahl. Die ist für Jugendliche aber gar nicht so einfach: Bei über 450 Ausbildungsberufen und mehreren Tausend Studiengängen fällt die Entscheidung für einen bestimmten Beruf schwer. Andererseits suchen immer mehr Branchen Fachkräfte und Auszubildende. Wir fragten Politiker, Verbandsmenschen und Lehrer nach ihren Tipps - und danach, wie sie einmal ihre eigene Wahl getroffen haben:
„Wie können Schulen, Betriebe und Eltern Jugendliche bei der Berufswahl unterstützen? Erinnern Sie sich noch, was bei Ihnen selbst den Ausschlag für Ihre Berufswahl gegeben hat?“
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