Drogen gegen Wanzen
Heilpflanzen im Germeringer Garten der Begegnung
Die Heilige Hildegard von Bingen, die im Mittelalter die Wirkung vieler Heilpflanzen dokumentiert hat, hätte ihre Freude an dem Germeringer Garten der Begegnung gehabt. Unzählige Arznei- und Heilpflanzen blühen derzeit in den liebevoll gepflegten Beeten neben der Seniorenresidenz Curanum. Den kleinen botanischen Garten mit dem Weltkugel-Brunnen gibt es seit 2003. Heil- und Gewürzpflanzen, Rosen, Getreide, aber auch Giftpflanzen sind hier zu besichtigen. Vor kurzem hatten Gartenleiter Bernhard Kösler und die Apothekerin in Ruhestand, Brigitte Götze, zu einer Führung zum Thema „Heilen mit Pflanzen“ eingeladen.
Die Heilwirkungen vieler Pflanzen ist unumstritten. Zum Beispiel der Kümmel, der in diesem Jahr zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt wurde. „Kümmel, Anis und Fenchel helfen gegen Blähungen“, erklärte die Apothekerin. Entzückt betrachteten die Besucher die üppig blühenden Sonnenhutpflanzen. Sie sind nicht nur schön zum Anschauen, sondern „diese Pflanze stimuliert das ganze Abwehrsystem“, erklärte Götze.
Gegen Wanzen und Knochenschmerz
Ihre Lieblingspflanze sei der Beinwell. Er lasse die Knochen (die Gebeine) zusammenwachsen. „Die Wurzeln zwei Stunden in Öl sieden lassen. Das ergibt eine hervorragende Salbe“, stimmte eine Besucherin zu. Die Apothekerin schwört auf die Heilkraft der Pflanzen. Sie zeigte auf Lavendel, der leicht antidepressiv wirkt, die Mariendistel, die die Leber generiert und sogar bei Knollenblätterpilzvergiftungen eingesetzt wird, sie erläuterte die Wirkung der Traubensilberkerze, die nicht nur gegen Wechseljahrleiden, sondern als „Wanzenkraut“ auch gegen diese lästigen Plagegeistert hilft.
Damit die Hausmittel wirken, sei es jedoch wichtig, dass sie aus zertifiziertem Anbau stammen. Hier werden bestimmte Züchtungen verwendet, in denen die Wirkstoffe besonders intensiv enthalten sind. „Drogen“ nannte Götze die getrockneten Heilpflanzen für pharmazeutische Zwecke. Mit den „Drogen“ aus dem kriminellen Milieu hat das nichts gemein. Ein wenig Geduld müssen Patienten allerdings haben, bis die Pflanzenmedizin ihre Wirkung entfaltet. Außerdem müssten die Pflanzen streng nach Vorgaben angewandt werden, denn ein Zuviel oder eine falsche Anwendungsart könne schädlich für die Gesundheit sein. Bernhard Kösler warnte vor dubiosen Kräutermischungen aus Asien und Kräutern, die angeblich „alles“ heilen könnten. „Hier ist gesunde Skepsis angebracht“, erklärte er. Bei Laboruntersuchungen seien in den „Wunderkräutern“ sogar verbotene Spuren von Antibiotika oder Cortison gefunden worden. Mit Naturheilkunde habe das nichts mehr zu tun.
Aber auch im Germeringer Kräutergarten gibt es einen Bereich für Giftpflanzen. Hier wächst Oleander, „die beliebteste Giftpflanze der Römer“, sagte die Apothekerin. Gefährlich kann auch der mit seinen roten Früchten und Blättern attraktive Rizinus sein. Als „Öl“ entfaltet die Pflanze ihre Heilkraft. Zu Staub zermahlene Blätter könnten eingeatmet sogar tödlich wirken, wusste Kösler. Auch vor der Tollkirsche warnte er. In der Augenheilkunde werde deren Atropin eingesetzt, eingenommen könne sie aber tödlich sein. Kein Wunder, dass in der antiken Mythologie die Göttin Atropos die Aufgabe hatte den Lebensfaden der Menschen abzuschneiden. Der Garten der Begegnung, Alfons-Baumann-Straße 9b, ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Der Zugang ist frei.
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