Leer und unschön
Kein Baubeginn trotz erteilter Genehmigungen
Der Wohnungsmangel ist Thema Nummer eins in München, und mitten im Stadtviertel stehen zwei große Häuser leer – seit Jahren. Ein untragbarer Zustand, urteilt der Bezirksausschuss (BA) 8 Schwanthalerhöhe. Das "Schnitzelhaus" war früher im Erdgeschoss des hellblauen Gebäudes an der Holzapfelstraße 10. Oben: jede Menge ungenutzer Wohnraum auf drei Stockwerken plus Dachgeschoss. Gleich gegenüber, Adresse Schwanthaler Straße 119, steht das Haus, in dem unten früher Imbiss unter dem Slogan "Döner macht schöner" verkauft wurde. Es wirkt heruntergekommen, mit verkritzelten Wänden und einem zerbrochenen Fenster im zweiten Obergeschoss.
Tauben oder Ratten?
Nachdem es über dieses "Döner macht schöner"-Haus bereits seit langem Beschwerden aus der Nachbarschaft gegeben hatte, ging vergangenen November ein Antrag der SPD aus dem BA an die Stadtverwaltung auf "Einhaltung der Sicherungspflicht sowie Vollzug des Baugesuches". Die Verwaltung solle prüfen, ob sich gesundheitliche Gefährdungen durch "massiven Tauben- und Ungezifferbefall" ausschließen lassen. Das Referat für Gesundheit und Umwelt teilte dem BA nun mit, dass der zuständige Hygienekontrolleur bei einer Ortsbegehung im Januar keine Hinweise auf Rattenbefall feststellen konnte. "Wir hatten zwar nach Tauben gefragt, aber nun gut", meinte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr.
Der Eigentümer des Gebäudes Schwanthaler Straße 119 hat laut BA-Unterlagen am 15. Januar 2013 eine Genehmigung für einen Neubau an dieser Stelle erhalten, aber bis dato noch nichts gemacht. Zwei Schreiben der Stadt zum Thema Sicherungspflicht habe der Eigentümer weder beantwortet noch irgendwelche Maßnahmen getroffen. Gültig ist die Baugenehmigung für vier Jahre.
Bloß keine Verlängerungen!
Für das ehemalige Schnitzelhaus, Holzapfelstraße 10, teilte das städtische Planungsreferat dem BA mit, dass bereits im Februar 2010 (!) die "Vergrößerung der Gaststätte und Umbau und Ertüchtigung der Deckenkonstruktion mittels zweier Stahlträgerstützen" genehmigt wurde. Der Baubeginn sei angezeigt worden "und die Bauüberwachung wird von Prüfsachverständigen (Statik und Brandschutz) durchgeführt". BA-Mitglied Sarah Seeßlen (Grüne) hat dagegen gehört, dass eine tragende Wand herausgerissen worden sei. Von außen ist von Bauarbeiten allerdings nicht viel zu merken. Als zweites Vorhaben ist für dieses Haus ein Dachgeschoss-Ausbau und Umbau der Wohnungen, Neubau Treppe, Aufzug und Balkone beantragt und genehmigt worden. Im Januar 2011. Die Geltungsdauer der Baugenehmigung wurde im Januar 2014 bis zum Januar 2017 verlängert. Passiert ist noch gar nichts.
"Wir müssen bei beiden Häusern aufpassen, dass ja keine Genehmigungen mehr verlängert werden", war sich der Bezirksausschuss in seiner Februar-Sitzung einig. Man könne auch beim Sozialreferat wegen Zweckentfremdung vorstellig werden.
Erwerb durch die Stadt?
Der BA hatte auch für beide Häuser vorgeschlagen, dass die Stadt dem Eigentümer ein Kaufangebot machen solle. Das Kommunalreferat gab diesem Vorhaben nun einen abschlägigen Bescheid. "Der Erwerb von Bestandsimmobilien durch die Stadt wird momentan eher kritisch gesehen", heißt es darin. Die geforderten Immobilienpreise orientierten sich an den Marktpreisen privater Investoren, welche eine nachhaltige, rentierliche Bewirtschaftung im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus nicht zuließen. Sprich: Viel zu teuer. Die Stadt und die städtischen Wohnungsbaugesellschaften konzentrierten sich eher auf den Neubau von geförderten Mietwohnungen, durch welche eine wirtschaftliche Nutzung möglich sei.
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