"Mal an die eigene Nase fassen"
Müllvermeidung und Rücksichtnahme bei Bürgerversammlung thematisiert
Überquellende Abfallkörbe, die zu selten geleert werden und herumliegender Müll, der zu selten entfernt wird, das sind Dauerbrenner, die (nicht nur) im Westend immer wieder von Anwohnern beklagt werden. Schon bei der letztjährigen Bürgerversammlung wurde unter anderem auch die Verschmutzung des Georg-Freundorfer-Platzes vor allem nach dem Wochenmarkt am Donnerstag bemängelt. Der Bezirksausschuss (BA) hatte mit der städtischen Straßenreinigung Kontakt aufgenommen und den höchstmöglichen Reinigungsturnus bestätigt bekommen.
"Wie wäre es", entgegnete die Grüne BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr bei der diesjährigen Bürgerversammlung den erneuten Müllklagen, "wenn wir uns alle mal an die eigene Nase fassen und mehr auf Müllvermeidung achten? Muss es denn zum Beispiel immer der 'To go'-Becher sein? Genauso wie man mit der eigenen Tasche zum Einkaufen geht, könnte man auch seinen eigenen Thermobecher dabei haben", regte sie im voll besetzen Pfarrheim St. Rupert an.
"Gscheid miteinander"
Neben dem Müll war auch der Verkehr ein oft erwähntes Thema bei den 16 Wortmeldungen der Versammlungsteilnehmer. Niedrigere Kanten an den Auf- und Abfahrten der Radwege wünschte sich eine Rednerin. Eine andere regte an, eine Aktion "Gscheid miteinander" für mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr ins Leben zu rufen. Die Aktion "Gscheid radln" der Polizei unterstelle nur den Radfahrern ein Fehlverhalten. "Es wäre schön, wenn nicht jeder nur die Fehler der anderen sehen würde, sondern sich selber an die Verkehrsregeln halten und zu einem rücksichtsvollen Miteinander beitragen würde", sagte die Bürgerin. Vielleicht könne man Vereinigungen wie beispielsweise ADAC und ADFC für eine Kampagne gewinnen, die über Plakate, Flyer, Anzeigen, Radio- und Kinospots laufen könnte. Der Vorschlag stieß auf Zustimmung.
In die Mitte gehen
Rücksichtslose Autofahrer rasen häufig spät am Abend viel zu schnell durch die Ganghoferstraße, monierte ein Bürger. Ein anderer klagte, dass das Durchfahrtsverbot an der Trappentreustraße/ Gollierplatz "gefühlt ständig" übertreten werde. Der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion 14, Hans Reisbeck, sagte für beide Punkte Kontrollen zu. Die im Westend seit langem geforderte Taktverdichtung der U4/U5 kam ebenfalls zur Sprache. Der anwesende Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) meinte dazu, zu Stoßzeiten seien Busse und Bahnen nun mal voll, "das ist einfach so". Sein Tipp war, zur Mitte durchzugehen, da seien meist weniger Leute. BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr sagte, bei dem rasanten Wachstum der Stadt könne man durchaus auch mal über einen 2- oder 3-Minuten-Takt nachdenken. Weitere Forderung eines Redners war ein generelles Verkehrskonzept im Hinblick auf eine steigende Verkehrsbelastung des Westends. Beifall erntete ein Anwohner, der den Platz mit der Schnecke vor dem Verkehrszentrum während des Oktoberfests nicht als "VIP-Parkplatz" genutzt, sondern als freie Fläche zur Naherholung erhalten haben möchte.
Längere Öffnungszeiten
Geklagt wurde außerdem über Baulärm sowie Lärm durch Modellautos mit Benzinmotor. Des weiteren gab es Anregungen für Verbesserungen der Infrastruktur: Gefordert wurden öffentliche Toiletten, mehr Tischtennisplatten im Bavariapark und verlängerte Öffnungszeiten der Stadtbibliothek in den Abend hinein sowie am Samstag – für Berufstätige.
"Früher hat's viele kleine Geschäfte gegeben, die gibt's heut nicht mehr", klagte schließlich ein 1920 geborener Bürger, der seit 1931 im Westend lebt und einen Rollator als Gehhilfe benutzt. "Ich habe weder einen Bäcker noch einen Metzger in der Nähe."
Übrigens haben alle Anwohner nicht nur einmal im Jahr bei der Bürgerversammlung die Möglichkeit, ihre Anliegen an die Politik vorzubringen, sondern jeden Monat zu Beginn der öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses. Die nächste BA-Sitzung beginnt am Dienstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr im Ledigenheim, Bergmannstraße 35.
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