Kultur ist ein hohes Gut
35. Klinge-Preis Gauting an Else Streifer-Schröck und Johannes Volkmann verliehen
Zum 35. Mal verlieh die Gemeinde Gauting heuer ihren Klinge-Preis. Benannt nach dem Mäzen Günter Klinge ehrt Gauting mit Medaille, Urkunde und einem Preisgeld von insgesamt 3.000 Euro seit 1980 verdiente Künstler und Kulturschaffende aus Theater, Literatur, Film, Malerei, Musik und gestaltender Kunst. Der Preis ist der erste seiner Art im Landkreis Starnberg. „Darauf sind wir sehr stolz“, meinte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, die den Preis zum ersten Mal in ihrer Amtszeit überreichen durfte. „Doch wir haben auch eine wirklich große Zahl von hervorragenden Künstlern im Ort, die auch weit über Gauting hinaus bekannt sind.“
Insgesamt seien schon 74 Künstler und Künstlerinnen sowie Gruppierungen ausgezeichnet worden, so Kössinger weiter. „Wir dachten schon, es ist nun kein freies Genre mehr übrig. Aber darin haben wir uns getäuscht. Denn mit Johannes Volkmann können wir heute einen international bekannten Papier- und Aktionskünstler ehren. Ganz besonders berührend ist es, dass die Laudatio von Susanne Forster, unserer ersten Klinge-Preisträgerin aus dem Jahr 1980 gehalten wird.“
Kreative Basis fürs Gemeindeleben
Die lange Geschichte der Preisverleihungen sei ein Zeichen dafür, dass Gauting als Gemeinde großen Wert auf Geist und Kultur lege. „Das ist keine Selbstverständlichkeit in einer kleinen Gemeinde wie der unseren. Doch Kultur ist wichtig als konstruktiver Boden für das Gemeindeleben. Hierin schaffen wir die Basis und die Struktur für den kreativen Ausweg aus der Entfremdung unserer Leistungsgesellschaft“, so Kössinger. „Kultur ist ein hohes Gut, das wir als Gemeinde ehren und pflegen.“
Die beiden Geehrten des Abends hätten auf ihre Art eine spezielle Nische besetzt. Else Streifer-Schröck habe erst mit 43 Jahren den Weg in die Kunstakademie gefunden, sei Zeit ihres Schaffens ein wertvolles Mitglied der Reismühle und vermittle durch ihre kraftvollen Malereien viel Lebensfreude, so Laudator Thomas Raff. „Ich bin in der Gemeinde angekommen“, kommentierte Streifer-Schröck die Ehrung. „Es ist ein sehr schöner Tag für mich.“
Gesellschaftliches Engagement als Kunstaktion
Papierkünstler Johannes Volkmann dankte auf seine Art: Er verzauberte die Festgemeinde im Gautinger Rathaus mit einer spontanen Aktion. „Mir ist gesellschaftliches Engagement sehr wichtig“, meinte Volkmann. Als Künstler habe er deswegen seit 2009 Stimmen eingefangen zum Thema „Was ist unbezahlbar?“. In immer neuen Großstädten der Welt decke er eine große weiße Tafel aus Papier, auf die Passanten ihre Werte schreiben können. Nun sei sein Projekt als Buch „Wie wollen wir leben?“ erhältlich.
Gerade eben hat er seine nächste Aktion gestartet. „Ich möchte nun Kinder befragen, was ihnen wichtig ist. Dazu möchte ich in vier Jahren eine Gipfelkonferenz der Kinder veranstalten.“ Übrigens müsse kein Kind an seine weiß gedeckte Papiertafel kommen. „Dafür gibt es ein Wunschbuch zum Selbstgestalten, auch in der Buchhandlung Kirchheim in Gauting.“ Laudatorin Susanne Forster freute sich über so viele inspirierende Aktionen. „Bei Johannes Volkmann erlebt man eine optische und künstlerische Überraschung nach der anderen.“ Sie verfolge mit großem Interesse Volkmanns Werdegang. „Nun bin ich sehr angetan, dass Johannes Volkmann am 19. September die neue Bosco-Saison mit seinem "Märchen vom Glück“ eröffnet.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH