"Den Forscherdrang in den Kindern wecken"
Auguste von Bayern, Prinzessin zur Lippe, über das geplante Naturkundemuseum Bayern
Es ist ein großes Projekt: Im Museum Mensch und Natur im Schloss Nymphenburg soll durch einen Neu- und Erweiterungsbau ein Life Sciences- und Naturkundemuseum Bayern entstehen. Die Ausstellungsfläche wird sich von 2.500 auf etwa 7.300 Quadratmeter erhöhen, die Fertigstellung ist bis zum Ende des Jahrzehnts geplant. Dr. Auguste von Bayern, Prinzessin zur Lippe, engagiert sich als Vorstandsvorsitzende im Förderkreis NaMu Bayern, dessen Ziel es ist, nach der geglückten Anschubfinanzierung weitere Mittel für die Ausstattung zu organisieren und dem Projekt die notwendige Schubkraft zu verleihen. Tanja Beetz sprach mit ihr.
Sie engagieren sich als Vorstandsvorsitzende im Förderkreis für das Life Sciences und Naturkundemuseum Bayern. Ein Herzensprojekt?
Auguste von Bayern: Ja, auf jeden Fall. Ich bin selbst Biologin und hatte das Privileg bereits in der Kindheit sehr viel Erfüllung in der zu Natur erfahren. Es ist mir deshalb ein Herzenswunsch, dass möglichst viele Kinder durch das NaMu an die Natur herangeführt werden und dass dadurch auch ihre Begeisterung für Natur und Forschung geweckt wird. Für mich gab es als Kind nichts Aufregenderes als Abenteuer in der Natur zu erleben und ich träumte davon, Forscher zu werden – ich glaube, in jedem Kind steckt Forscherdrang und Begeisterung für die Natur! Man muss ihn nur wecken!
Der andere große Beweggrund mich für das geplante Life Sciences Museum einzusetzen ist, dass wir eine Bildungsplattform für Umwelterziehung brauchen, wo sich die Leute objektiv über die Situation unseres Planeten und die Herausforderungen unserer Zeit informieren können und wo sie zu verantwortungsvollem Handeln und schonendem Umgang mit der Natur angeregt werden. Wie sonst wollen wir unseren Kindern das nötige Wissen vermitteln, das sie brauchen, um der Zukunft, etwa Umweltkatastrophen und Klimawandel, gewachsen zu sein. Ich glaube, das Naturkundemuseum Bayern kann dies leisten.
Warum braucht München ein Naturkundemuseum?
Auguste von Bayern: Wir haben in Bayern eine gravierende Museums- und Bildungslücke, ausgerechnet die für unsere Zukunft so entscheidenden Life Sciences (also die Bio-, Geo-, Umwelt- und Humanwissenschaften) betreffend. Das im Moment wichtigste Museum in Bayern, das die Life Sciences behandelt, ist das Museum Mensch und Natur in Schloss Nymphenburg, das aber viel zu klein ist und jährlich 1500 Schulklassen abweisen muss! Zwar ist Bayern in der Forschung in den Life Sciences momentan noch hervorragend aufgestellt, aber der wissenschaftliche Nachwuchs in diesen zukunftsweisenden Fächern bleibt aus. Schon jetzt bildet sich ein massiver Fachkräftemangel in den MINT-Berufen (Berufe der Natur- und Technikwissenschaften, Anm. d. Redaktion) heraus und es gibt Kinder, die glauben, dass Eier aus dem Kühlschrank kommen und Kühe lila sind. Das ist aber nicht nur ein Münchner Problem – es geht uns daher nicht nur darum, als Pendant zum Deutschen Museum ein Life Sciences Museum für München zu schaffen, sondern eine Bildungsplattform mit internationaler Strahlkraft, also für ganz Bayern, ganz Deutschland und ganz Europa. Damit bayerische Schüler aber nicht dauernd nach München reisen müssen, setzen wir uns außerdem für ein bayernweites Life Sciences Bildungsnetzwerk in Zusammenarbeit mit über ganz Bayern verteilten kleinen regionalen Naturkundemuseen ein. Das ist eine europaweit einzigartige Konzeption, von der ganz Bayern profitieren wird.
Besonders wichtig sind Ihnen die Kinder und Jugendlichen. In Zeiten von Nintendo, Wii und Co: Wie schwierig ist es, die Jugend für Natur und Wissenschaft zu begeistern? Wo können Eltern schon bei den ganz Kleinen ansetzen?
Auguste von Bayern: Das Wichtigste ist, Kinder möglichst früh für Natur und Wissenschaft zu begeistern. Sobald Kinder von einer Sache begeistert sind, bleiben sie meist selbst dabei. Für Kinder ist vor allem das handlungsorientierte Lernen sehr gut geeignet: Kinder wollen selber machen und ausprobieren, auch schon die ganz Kleinen. Was man selbst spielerisch und mit Spaß ausprobiert hat, bleibt normalerweise hängen. Ein derartiges interaktives pädagogisches System, nach dem sich bereits das gegenwärtige Museum Mensch und Natur orientiert, wollen wir in perfektionierter Weise im zukünftigen NaMu etablieren und von dort aus zu den Regionalpartnern, in Form von pädagogisch optimal konzipierten Rotationsausstellungen zu wechselnden Life Sciences Themen, schicken. Der Förderkreis veranstaltet außerdem schon jetzt eine monatliche Vortragsreihe, um die Leute für Life Sciences zu begeistern. Hier kann das Publikum in entspannter Atmosphäre aktiv mitdiskutieren und Fragen an die Forscher stellen: NaMu Science After Work. Parallel organiseren wir auch oft ein Kinderprogramm. Beides kommt sehr gut an. Der nächste Vortrag mit Kinderprogramm ist am 25. September von 18 bis 20 Uhr im Museum Mensch und Natur. Dieses Mal können die Kinder mit – natürlich für Menschen ungefährlichen – Schlangen und Vogelspinnen auf Tuchfühlung gehen.
Weitere Informationen gibt es unter www.namu-bayern.de im Internet.
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