St. Philippus soll erklingen
Gemeindemitglieder machen sich für den Erwerb von Kirchenglocken stark
Wenn allerorts das sonntägliche Glockengeläut zum Gottesdienst ruft, bleibt es im Glockenturm von St. Philippus still. Ohne Glockenruf und klingendes Geleit gehen hier die Gemeindemitglieder seit nunmehr über dreißig Jahren zum Gottesdienst und haben sich auch schon fast an die Ruhe gewöhnt. Aber eben nur fast. Denn das sakrale Geläut fehlt dann doch ab und an. Das Glockenläuten ruft schließlich nicht nur zum Gottesdienst auf sondern untermalt auch etwa die sogenannte Wandlung, die Eucharistiefeier in der katholischen Kirche. Ob in der Osternacht, bei Hochzeiten oder Taufen – so manchem Gemeindemitglied fehlt der sakrale Klang, der in den drei anderen katholischen Kirchen im Stadtteil, die zum Laimer Pfarrverband gehören, ganz selbstverständlich erschallt. Nun taten sich einige engagierte Gemeindemitglieder von St. Philippus zusammen und setzen sich dafür ein, dass ihr „Campanile“ (italienisch: freistehender Glockenturm neben dem Kirchengebäude) endlich Glocken beherbergt.
„Den Glauben hörbar machen“
„Wir wollen endlich Glocken nach St. Philippus holen, um vollständig zu sein“, erklärt Sylvia Gräfenstein, die der Projektgruppe angehört. Das sakrale Element des Glockenläutens hält sie für wichtig, schließlich mache es „den Glauben hörbar“. Den Mitgliedern des Glocken-Ausschusses, der sich formiert hat, geht es vor allem um das sakrale Geläut und nicht um das sogenannte weltliche Geläut, das dem Stundenschlag folgt, erklärt Projektmitglied Siegmund Angerer. Die Nachbarn von St. Philippus müssten hier also kein störendes Gebimmel fürchten.
Warum aber St. Philippus seit seiner Entstehung keine Glocken hat, liegt an den Finanzen. Denn als das Pfarrzentrum aufgebaut wurde, bedurfte es aller finanzieller Kraft. Ihren ersten Gottesdienst feierte die Pfarrgemeinde, die sich aus Mitgliedern der Gemeinden „Zu den heiligen zwölf Aposteln“, „Namen Jesu“ und „Maria Heimsuchung“ bildete, 1969 in der Grundschule an der Droste-Hülshoff-Straße. Später diente eine Holzkirche am Viehwegplatz als Gotteshaus. Erst 1980 wurde die jetzige Kirche St. Philippus geweiht und das Pfarrzentrum in seinem heutigen Zustand errichtet und ausgestattet. All dies entstand durch unermüdlichen Zusammenhalt und Engagement der Gemeindemitglieder sowie der jeweiligen Pfarrer. Siegmund Angerer gehört dabei zu den Helfern der ersten Stunde: „Man brauchte ein Altarbild, dann die Bänke. Nach und nach wurde die Kirche ausgestattet.“
Infoveranstaltung am 19. Oktober
„Im Laufe der Zeit ist Vieles angeschafft worden, so dass für die Glocken kein Geld war“, erklärt Sylvia Gräfenstein. So steht nun der Turm seit 30 Jahren da und dient als Abstellkammer. Als im vergangenen Sommer Chorleiterin Beatrice Weinberger ihren rund 40 Chormitgliedern von einer Möglichkeit Glocken zu erwerben berichtete, fanden sich schnell Begeisterte. Inzwischen kümmert sich nun ein Ausschuss, bestehende aus Mitgliedern der Kirchenverwaltung, des Pfarrgemeinderats, der Pfarrjugend und des Chors um das Projekt „Glocken für St. Philippus“. Sie wollen möglichst viele Gemeindemitglieder für das Projekt gewinnen, denn bevor man sich an die Anschaffung eines Geläutes machen kann, braucht es zuerst den sogenannten Gemeindeauftrag. Wenn der aber erteilt ist, geht die Arbeit erst richtig los. Denn vier aufeinander abgestimmt Glocken zu erwerben, die ein harmonisches Geläut bilden, könnte mühsam werden. „Es wird schwierig, da die letzte Glockengießerei in Passau geschlossen hat“, meint Siegmund Angerer. Daher ist die Idee, gebrauchte Glocken zu übernehmen. „Es wäre schön, wenn Glocken, die in einer anderen Kirche nicht mehr gebraucht werden, bei uns weiterläuten dürften“, findet Sylvia Gräfenstein. Bronzeglocken wären dabei die Krönung für das Projekt, wenn es nach Siegmund Angerer ginge: „Die haben einen weicheren klang als die Stahlglocken.“
Um die Gemeinde für das Glockenprojekt zu begeistern, eventuell bestehende Bedenken auszuräumen, Unterschriften für den Gemeindeauftrag einzuholen und erste Ideen für die Finanzierung zu besprechen – die die Gemeinde wohl selbständig tragen muss – veranstaltet der Glocken-Ausschuss nun am Sonntag, 19. Oktober, eine Infoveranstaltung. Im Anschluss an den Gottesdienst zu Kirchweih in St. Philippus (Westendstraße 249), sind alle Interessierten herzlich zur Veranstaltung ab 10.30 Uhr eingeladen. Anregung zu einem möglichen Glockenerwerb nimmt das Pfarrbüro gerne entgegen unter E-Mail: St-Philippus.Muenchen@ebmuc.de oder Tel. (089) 547001-0.
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