Ist Impfen wichtig?
Die Erinnerung verblasst, der Schutz wird lückenhaft
Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Impfungen sollen nicht nur den, der geimpft wird, vor einer ansteckenden Krankheit schützen: Bei Erreichen hoher Impfquoten ist es möglich, einzelne Krankheitserreger regional zu eliminieren und schließlich weltweit auszurotten. Manche Personengruppen (Kinder nach einer Transplantation oder bei einer Chemotherapie), die selbst nicht geimpft werden können, sind nur durch diesen "Herdeneffekt" zu schützen - also dadurch, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind.
Krankheiten werden unterschätzt
Dennoch beobachten Mediziner eine gewisse "Impfmüdigkeit" und gerade wenn es um Kinder geht, wird das Für und Wider von Impfungen unter Eltern mitunter heftig diskutiert. Prof. Johannes Hübner leitet die Abteilung Infektiologie im Dr. von Haunersches Kinderspital und erinnert daran, dass "Kinderkrankheiten" nicht nur quälend für die Kleinen sind und sie z.B. bei Keuchhusten oft über Wochen belasten, sondern dass - Beispiel Masern - auch lebenslängliche Schädigungen zurückbleiben können. Auch Impfungen können Nebenwirkungen hervorrufen - der Nutzen überwiege die Gefahren aber klar, so die eindeutige Erfahrung des Mediziners. Eine Erklärung für die Skepsis ist in seinen Augen, dass viele Eltern die Krankheiten, vor denen Impfungen schützen, selbst nicht mehr erlebt haben und ihren Verlauf und ihre Folgen daher leicht unterschätzen.
Die Quote steigt, aber ...
Für die Masernimpfung legt das Robert-Koch-Institut aber erfreuliche Zahlen vor: Die Impfquote ist hier deutschlandweit von 91,3 % (2002) auf 97 % (2012) gestiegen (1. Masernimpfung). Bei der 2. Masernimpfung stieg der Wert bei einzuschulenden Kindern von 33,1 % (2002) auf 92,4 % (2012). Die Daten zeigen allerdings, dass die Impfungen oft nicht zeichtgerecht erfolgen.
Wie lassen Eltern ihre Kinder impfen?
Die Münchner Wochenanzeiger haben Eltern gefragt, wie sie ihre Kinder impfen lassen. Sie verlassen sich meist auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) wie Stadträtin Manuela Olhausen. Sie lag als Kind selbst mit einer schweren Mumpserkrankungen im Krankenhaus - ein Erlebnis, das sie dank Impfungen ihrer Tochter ersparen kann. Auch Oberbürgermeister - und Vater - Dieter Reiter betont die Bedeutung der Impfung: Es sei ein Irrtum, Krankheiten wie Masern, Röteln und Windpocken als "harmlose Kinderkrankheiten" abzutun.
Welche Impfungen wann erfolgen sollen, welche für wen empfohlen werden, welche Bedenken berechtigt sind, erklärt die Bundeszenrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrem "Impfportal" unter www.impfen-info.de.
Nur jedes sechste Schulkind geht zur Vorsorge
Wichtigster Ansprechpartner in Sachen Impfungen ist der Kinderarzt, der die Kinder im Rahmen der mit der Geburt beginnenden regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen sieht. Im Grundschul- und Jungendalter werden diese "U"-Termine jedoch kaum noch in Anspruch genommen: Nur jedes sechste Schulkind geht zur Vorsorge, ergab eine Auswertung der Versichertendaten der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Bei den 16- bis 17-Jährigen nimmt nur noch ein Prozent diese Untersuchung beim Arzt wahr.
Das Vorsorgeinteresse nimmt also mit steigendem Alter des Kindes ab. Dabei ist gerade die Grundschul- und Jugendzeit eine sensible Phase, in der vor allem schulische Probleme auftreten können. "Ursachen für Lernschwierigkeiten, mangelnde Konzentration und Verhaltensauffälligkeiten werden bei Vorsorgeuntersuchungen oftmals aufgedeckt", erklärt KKH-Sprecher Stamm. Durch Vorsorge wirken Eltern also aktiv daran mit, die Weichen für das zukünftige Leben ihres Kindes zu stellen: "Sie sollten diese Untersuchungen daher konsequent unterstützen", so Stamm.
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