"Die Chancen, Leukämie zu überleben, sind sehr hoch"
Die AKB führt die drittgrößte Stammzellspenderdatei Deutschlands
Leukämie ist heilbar, wenn rechtzeitig der passende Stammzellenspender gefunden wird. Die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB, www.akb.de) in Gauting führt heute die drittgrößte Stammzellspenderdatei Deutschlands und organisiert Typisierungsaktionen innerhalb Bayerns. AKB-Vorstand Dr. med. Hans Knabe sprach mit Johannes Beetz über die Arbeit der Stiftung.
Hoffnung für 3.246 Menschen
Wie vielen Menschen konnte über die Aktionen der AKB bisher geholfen werden? Wie viele Spendern sind registriert?
Hans Knabe: In dem Stammzellregister der AKB sind aktuell fast 280.000 Spender registriert und täglich kommen neue Typisierungsergebnisse und damit aktuelle Spender elektronisch aus dem Labor dazu.
Im November 2014 hat die AKB in Rathaussaal in Gauting ihre 3.000. Spenderin würdig gefeiert, in Anwesenheit von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Landrat Roth und zahlreichen anderen Gästen. Seitdem sind schon 246 neue Spenden dazu gekommen. 3.246 Menschen wurden die Hoffnung und die reelle Chance auf ein gesundes Leben geschenkt, das wertvollste Geschenk der Welt. Leider kann man nicht wissen, wie viele dieser Personen wirklich langfristig geheilt sein werden.
Wichtiger Baustein ist gestört
Warum benötigen Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, Stammzellenspenden?
Hans Knabe: Bei Menschen, die an einer Leukämie oder einer anderen Erkrankung des Blut bildenden Systems leiden, ist die gesunde Blutbildung, die unter anderem ein sehr wichtiger Baustein des menschlichen Immunsystems ist, gestört. Die Blutzellen des Patienten können ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr wahrnehmen und deshalb ist das Leben des Patienten bedroht. Diesen Patienten kann oft nur mit der Transplantation eines gesunden Spenders geholfen werden, damit die Blut bildenden Stammzellen des Spenders die Blutbildung des Patienten ersetzen. Die Blut bildenden Stammzellen des Patienten müssen jedoch vor der Übertragung der neuen Zellen durch Chemotherapie und Bestrahlung zerstört werden.
Weltweit 26 Millionen Spender
Wie hoch sind die Heilungschancen durch eine Stammzelltransplantation?
Hans Knabe: Je nach Erkrankung und Alter des Patienten sind heutzutage die Chancen, eine Leukämie zu überleben und wieder gesund zu werden, sehr hoch. Es gibt heutzutage weltweit 26 Millionen Spender und die Behandlungsmethoden sind deutlich verbessert worden.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Typisierung und einer Knochenmarkspende?
Hans Knabe: Eine Typisierung ist die Grundvoraussetzung für eine Knochenmarkspende oder Blutstammzellspende. Bei der Typisierung, die leider 50 Euro pro Person kostet, werden die Gewebemerkmale eines Spenders bestimmt. Diese müssen zwischen Spender und Empfänger passen.
Bei der Blutstammzell- / Knochenmarkspende gibt es zwei Entnahmemethoden. Bei der am häufigsten angewandten Methode werden die Blutstammzellen aus den Armvenen entnommen, bei der Knochenmarkentnahme werden Blutstammzellen aus dem Beckenkamm gewonnen.
Spender muss nicht in Klinik
Muss man zur Spende in ein Krankenhaus? Wie lange dauert der Vorgang und muss man sich darauf besonders vorbereiten?
Hans Knabe: Bei der peripheren Blutstammzellspende, der am häufigsten angewendeten Spendemethode, muss der Spender nicht in ein Krankenhaus. Die Blutstammzellen werden von den Ärzten der AKB in den Ambulanzräumen der AKB entnommen. Der Spender kann dabei ein Video anschauen und wird die ganze Zeit über von dem Team der AKB-Ambulanz betreut.
Die Blutstammzellgewinnung aus dem Beckenkamm / Knochenmark erfolgt durch die Ärzte der AKB in dem OP der auf dem Gelände liegenden Klinik. Dort werden die Spender auf der Privatstation betreut. Für viele ein sehr schönes und unvergessenes Erlebnis.
Daten werden anonym weitergegeben
Wie gehen Sie mit den Daten der Spender um? Wer hat Zugriff darauf?
Hans Knabe: Die Gewebemerkmale der Spender werden in anonymer Form weltweit den Suchzentren zur Verfügung gestellt: z.B. DE für Deutschland, AKB für AKB und einer 6-stelligen Zahl, also DE-AKB 123456.
Die persönlichen Daten der Spenderin oder des Spenders sind nur den Mitarbeitern der AKB zugänglich und sind nach den aktuellen und zertifizierten Vorschriften des Datenschutzes geschützt.
"Danke!"
Kann ein Spender nach der Typisierung seine Entscheidung wieder rückgängig machen?
Hans Knabe: Wenn ein Spender zum ersten Mal nach der Typisierung von der AKB angesprochen wird, da er evtl. in die engere Auswahl kommt, dann lautet immer die erste Frage 'Stehen Sie noch als Spender zur Verfügung?' Und die tolle Antwort lautet fast immer 'Ja, selbstverständlich'. Wir möchten uns als AKB bei allen unseren Spendern für ihr Engagement und ihre Zuverlässigkeit bedanken.
Info: www.akb.de, Tel. 89326628.
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