Dicke Luft im 160er
Busgeschichten der Peslmüller-Mittelschüler
"Wir würden alle lieber pünktlich kommen“, begann eine der 50 Busgeschichten, die die Schüler der Pasinger Peslmüller-Mittelschüler über „ihren“ Bus Nummer 160 verfassten, „denn als Strafe fürs Zuspätkommen müssen wir unseren Bustext schreiben.“ „Manchmal kommen wir nicht in den Bus, weil er zu voll ist und müssen auf den nächsten warten. Oder der Bus ist so voll, dass der Fahrer an unserer Haltestelle einfach weiterfährt. Dann müssen wir sehr weit zurücklaufen. Oft sind wir in die Ecke gequetscht und denken, wir bekommen keine Luft mehr. Häufig kommen wir zu spät in die Schule oder mittags wieder spät nach Hause.“
Mit vielen Zeichnungen und Fotos versehen banden die Sechst- und Siebtklässler der Mittelschule ihre „Horror“-Bus-Geschichten zu einem dicken Buch und übergaben es an die MVG-Verantwortlichen Otto Schulze, Helmut Barthe und Thomas Krauss. „Bitte setzen Sie sich für uns ein und nehmen unsere Sorgen ernst“, schlossen die Schüler ihren Appell an die MVG.
Aus Sicht der Kleinen
Lehrerin Andrea Oestreicher hatte die Idee für die Busgeschichten bereits im vergangenen Schuljahr. Damals setzten sich die Kinder mit dem Pasinger Jubiläum auseinander und überlegten sich gemeinsam, was für sie das Bestimmende im Stadtteil sei. „Im Gespräch stellte sich heraus, wie sehr die Kinder an der überlasteten Buslinie 160 leiden, die Nord- und Südpasing verbindet und Schüler zum Karls-, zum Bert-Brecht-Gymnasium, zur Grundschule, zur Fachhochschule und zu unserer Mittelschule bringt“, berichtete sie.
Die Idee zur künstlerischen Umsetzung hatte sie in ihrem Unterricht als Kunst-Fachlehrerin. „Ich denke, die Busgeschichten spiegeln sehr gut die Sicht der Kleinen wider und zeigen ihre Überforderung und ihre Hilflosigkeit“, erklärte sie den MVV-Verantwortlichen. Natürlich gehe es auf solch einer befahrenen Schullinie nicht mucksmäuschenstill zu, doch wäre es schön, kinder- und jugendfreundliche Busfahrer zu haben, die ihren Job auch mal mit Humor und Freundlichkeit ausfüllen und keinen Kleinkrieg mit den Kindern anfangen und den Kindern Angst machen. „Ältere Schüler können mit den Floskeln wie 'Ich fahre erst weiter, wenn Ihr ruhig seid' und anderen Sätzen besser umgehen und lassen sich durch Anschreien weniger unter Druck setzen.“
Peslmüller-Bus als Entlastung
Zeitdruck, Baustellen, enger Fahrplan – das seien die Koordinaten, zwischen denen sich die Busfahrer in Pasing bewegten, so Helmut Barthe von der MVG. Doch hätten die Busfahrer eine solide Ausbildung, die besonders die Personenbeförderung im Fokus habe. „Die Busfahrer haben ein besonderes Verantwortungsgefühl, weil ihnen eine ganz kostbare Fracht, nämlich Ihr, anvertraut ist“, meinte Otto Schulze, Geschäftsführer der MVG. „Doch täglich ergeben sich schwierige Situationen. Da muss man gegenseitig Verständnis aufbringen.“
Alle drei Minuten fährt der 160er in der Hauptstoßzeit von 7.19 Uhr bis 7.59 Uhr. Zusätzlich gibt es zwei Busse, die vom Bahnhof kommend extra an der Peslmüller-Schule hielten. „Unsere Planer sind vor Ort und schauen sehr genau hin, ob der Busfahrplan funktioniert, besonders am Schuljahresanfang.“ Allerdings stimme auch: Zwischen sieben und acht Uhr sei einfach jeder Bus zu klein. Sollten Busfahrer dennoch weiterfahren, liege dies vielleicht daran, dass sie in erster Linie auf Sicherheit bedacht seien. „Und Sicherheit geht immer vor!“ Auch vor Pünktlichkeit.
Unter die Lupe nehmen
Die anwesenden Schüler der Mittelschule, ihre Lehrerin Andrea Oestreicher und die Elternbeiratsvorsitzende Branka Lazic waren zumindest sehr dankbar für die Zeit und die Gesprächsbereitschaft, die die drei MVG-Verantwortlichen gezeigt haben. „Danke für Ihre viele Mühe, sich der Sorgen und Probleme der Kleinen anzunehmen“, meinte Oestreicher. „Unser Wunsch ist ein gutes Auskommen. Vielleicht gibt es bald keine negativen Busgeschichten mehr.“
In den nächsten Wochen werde der MVG den 160er noch einmal unter die Lupe nehmen. „Wir freuen uns sehr über Eure vielen Hinweise und das tolle Buch. Wir schauen uns die Buslinie 160 genau an, versprochen!“, so Schulze. Vielleicht entspanne sich die Situation mit der Tramlinie und dem neuen Fahrplan. Vielleicht könne man sogar einen versetzten Schulanfang der vielen Schulen im Campus durchsetzen.
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