Buh-Rufe für den Stadtratsbeschluss
Tramtangente: Sichere Haltestellen an Schulen und Waldfriedhof
Bei der öffentlichen Informationsveranstaltung in Sendling-Westpark, bei der die Planungen für die Tram-Westtangente präsentiert wurden, waren in der Mensa des Erasmus-Grasser-Gymnasiums nicht nur alle der rund 200 Stühle besetzt. Auch im Raum hinter den Stuhlreihen drängten sich stehend zahlreiche Besucher. Nicht nur infolge der Enge verschafften sich die Emotionen bereits während der ersten Minuten der Sitzung lautstark Gehör: Buh-Rufe schallten durch den Saal, als die Moderatorin Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein die Veranstaltung eröffnete mit den Worten: „Seit 2013 liegt ein Stadtratsbeschluss zu den Plänen der Westtangente vor, der zu dem Resultat kommt: Der Nutzen überwiegt."
Ziel der Planung sei nämlich, das innerstädtische Verkehrsnetz in seiner Gesamtheit leistungsfähiger zu machen, referierte Gunnar Heipp, Mitarbeiter der Stadtwerke München (SWM), und führte aus: „Bereits derzeit sind die Busse, die den nördlichen und den südlichen Teil im Westen der Landeshauptstadt verbinden, zu Hauptverkehrszeiten häufig überlastet und infolge der Staus oft auch unpünktlich." Auch gelte es, die Verkehrsadern für die Zukunft vorzubereiten. Schließlich prophezeien die Prognosen der Stadt München weiterhin deutlichen Zuzug und damit massives Anwachsen der Einwohnerzahl.
Verkehrszunahme meist deutlicher als vorhergesagt
Den Widersprüchen, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) lasse sich mit Bus-Zügen preisgünstiger bewerkstelligen und außerdem seien die Prognosen ja nur spekulativ, setzte Heipp entgegen, dass eine engere Taktung von Bussen auch an Grenzen stoße. Fahren die drei Buslinien im fünf-Minuten-Takt, hieße das: alle 90 Sekunden fährt ein Bus durch die Fürstenrieder Straße. Eine Spur müsste dadurch für den Bus reserviert werden. Damit würde dem Individualverkehr ebenso eine Fahrspur entzogen, wie für die Tram-Trasse. Und bislang seien die Prognosen hinsichtlich der Steigerung von Verkehrsaufkommens in der Realität weltweit fast immer sogar übertroffen worden, fügte Heipp hinzu.
Neue Röhre in Laim ohnehin notwendig
Und wie steht's um das derzeit häufig vorgebrachte Argument, die ganze Trassen-Planung erübrige sich, falls die zweite S-Bahn-Stammstrecke und damit die sogenannte Umweltverbundröhre, also die Erneuerung der Laimer Unterführung, nicht verwirklicht wird? Zunächst gehe man davon aus, dass die zweite S-Bahn-Stammstrecke gebaut wird. Doch selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte: Die neue Röhre sei ohnehin notwendig, die für Fußgänger und Radler freundlicher und barrierefrei sein müsse. Und auch die Unterführung am Waldfriedhof soll einem barrierefrei gestalteten Fußgängerübergang weichen.
Kap-Haltestellen sind in Sendling-Westpark am Waldfriedhof und an den Schulen am Westpark (Haltestelle Andreas-Vöst-Straße) geplant. Die Fahrgäste warten auf dem breiten Gehsteig. Fährt die Tram ein, stoppt der Verkehr, so dass selbst eine große Zahl Fußgänger die Fahrbahn auf der gesamten Länge der Tram sicher überqueren können. Der Autoverkehr werde dadurch nicht länger gestoppt als diese ohnehin durch die Ampelschaltungen an den Kreuzungen notwendig sei, versicherten die Verkehrsexperten.
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