„Wie packen wir das an?“
Bezirksausschuss will Stadtviertelentwicklung vorantreiben
Geschäftsaufgaben, Räumungsverkäufe oder Leerstände von Ladenzeilen gehören im Stadtteil Laim zunehmend zur Normalität. Ansässige Geschäftsleute klagen über fehlende Impulse von Außen, Stadtteilbewohner jammern über den Mangel an Einkaufsmöglichkeiten vor allem für den täglichen Bedarf. Mit über 54.000 Einwohnern entspricht Laim der Größe einer Mittelstadt. Dennoch verkommt Münchens 25. Stadtbezirk mehr und mehr zu einem Schlafort ohne attraktives Zentrum. Josef Kirchmeier, seit Mai CSU-Mitglied im Laimer Bezirksausschuss (BA 25), ergreift nun Initiative: Er ruft zur Gründung eines „runden Tisches“ auf, an dem verschiedene Initiativen und Interessensgemeinschaften wie auch Wirtschaftsverbände und Kommunalpolitiker teilnehmen sollen, um die Entwicklung einer Stadtviertelgemeinschaft zu fördern. Die Laimer könnten sich vernetzen und gemeinsam die Lebensqualität in ihrer Umgebung verbessern.
„Lebensgefühl in Laim steigern“
Immer mehr „Ramsch- und Billigläden“ machten sich breit, wo Traditionsbetriebe sich nicht mehr halten können. In Laim will man etwas tun, um dem „offensichtlichen Missstand“ beizukommen, darüber herrscht im Bezirksausschuss Einigkeit. Über den Weg allerdings, wie die Stadtviertel-Belebung angegangen werden kann, ist man sich noch nicht so einig. Josef Kirchmeier wagte einen Vorstoß und fordert einen „runden Tisch“. „In Laim arbeiten zwar eine Reihe von Stadtteilinitiativen an Vorschlägen für eine Verbesserung der Verhältnisse in unserem Stadtteil, leider aber meist als Einzelkämpfer und nicht in gemeinsamen Aktionen“, heißt es in Kirchmeiers Antrag, der in der jüngsten BA-Sitzung auf der Tagesordnung stand. Vertreter von Stadtteilinitiativen sowie politische als auch wirtschaftliche Entscheidungsträger könnten verschiedene Problemthemen im Viertel diskutieren und Lösungen erarbeiten: „Nur so können die Laimer Probleme aus den verschiedenen Blickwinkeln erörtert werden. Ziel soll sein, gemeinsam Verbesserungen zu erreichen, die das Lebensgefühl in Laim steigern können.“ Nicht nur der bedrohte Einzelhandel, sondern auch Dauerthemen wie etwa der marode Zustand einiger Wohnanlagen oder auch Schulgebäude, der Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen oder die Verschmutzung auf den Laimer Straßen, die immer wieder auf der Laimer Bürgerversammlung und im BA beklagt werden, könnten Diskussionsthemen sein. Auf Kirchmeiers ambitionierten Antrag reagierten seine BA-Kollegen jedoch verhalten.
„Wenn schon, dann richtig“
Jäh ausgebremst wurde der „frische Wind“, der durch das neue BA-Mitglied Josef Kirchmeier im politischen Stadtbezirksgremium wehte, durch SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens. Rückwärtsgewand wies sie auf die seit Jahrzehnten bestehenden Probleme im Viertel hin: Der desolate Zustand des ehemaligen Beck-Hauses, die Fürstenrieder Straße, die mehr als Autobahn denn als Einkaufsstraße fungiert sowie der Missstand, dass es in Laim an „Magnetpunkten“ fehle. Bereits in der Vergangenheit habe man den Laimern Vorschläge zur Förderung der Stadtteilgemeinschaft gemacht, die jedoch nicht gut angenommen worden sein, meinte Mertens.
Gleichfalls zögerte Ingo Benn, Fraktionssprecher von Bündnis 90/ Die Grünen, dem CSU-Antrag voll beizupflichten. „Ich bin mir nicht sicher, ob ein runder Tisch eine gute Lösung ist.“ Nur zusammen zu kommen um über die Misere zu jammern und dann ohne Lösung wieder auseinanderzugehen, hält Benn für den falschen Ansatz. Damit die Anstrengungen nicht in Leere liefen, brauche es eine professionelle Moderation. Ähnlich wie in Pasing erfolgreich durchgeführt, könnte ein übergeordnetes Management die Quartiersarbeit besser koordinieren und Schnittstellen schaffen. „Wenn wir schon Laimer Bürgern etwas anbieten wollen, dann richtig“, meint Benn.
Gegen Benns Vorschlag ein Büro für Stadtentwicklung einzuschalten stellte sich wiederum CSU-Fraktionssprecherin Anette Zöllner: „Pasing ist ein schlechtes Beispiel, denn dort wurde mit sehr viel Geld ein riesiger Aufwand betrieben.“ Man müsse den Vorschlägen, die aus der Laimer Bürgerschaft kommen Raum geben, anstatt ein Managementbüro darüber zu stellen. „Wie packen wir das an?“, ist die Frage, die BA-Vorsitzender Josef Mögele nun in kleiner Runde mit dem BA-Vorstand diskutieren will, um dann einen gangbaren Weg im Plenum vorzustellen. Beim Suchen einer Lösung zur Stadtviertelentwicklung soll auch das Planungsreferat einbezogen werden. Einstimmig entschied der BA sich für Mögeles Vorschlag und stellte Kirchmeiers Antrag zunächst zurück.
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