„Isolierte Maßnahmen“
Renovierungsarbeiten am Thomas-Wimmer-Haus geplant
„Der Aufzug überspringt schon zum dritten Mal mein Stockwerk“, erklärt eine Hausbewohnerin des Thomas-Wimmer-Hauses. Die Bewohner des siebenstöckigen Hauses in der Burgkmairstraße 9 sind schon längst daran gewöhnt, dass der einzige Aufzug im Haus, mit Baujahr 1966, sein Eigenleben hat und nicht in jeder gewünschten Etage hält. Bedenklich wird es, wenn er ausfällt – was regelmäßig der Fall ist – und somit die Bewohner, die nicht mehr zu Fuß gehen können oder bettlägerig sind, von der Außenwelt und auch vom Zugang zu den Gemeinschafts-Duschräumen, die im Keller des Hauses untergebracht sind, abgeschnitten werden. Was im Brandfall geschehen würde, will man sich hier lieber nicht ausmalen. Das Thomas-Wimmer-Haus, das zum Vermögen der Jubiläumsstiftung der Münchner Bürgerschaft Alte Heimat gehört, ist seit vielen Jahren dringend sanierungsbedürftig. Doch trotz der nachdrücklichen Forderung durch Bewohner und Laimer Bezirksausschuss (BA 25) ist hier seit Jahren nichts geschehen. Nun sollen endlich „isolierte Maßnahmen“ angegangen werden, wie Vertreter des Kommunalreferats und der GEWOFAG im Rahmen der jüngsten öffentlichen Bezirksausschusssitzung in Laim mitteilten. Das Thomas-Wimmer-Haus wird unter anderem mit einem neuen Außenaufzug ausgestattet. Die Fertigstellung der geplanten Maßnahmen wird jedoch erst Ende 2015 zu erwarten sein.
Drei Jahre Entscheidungszeit
Ende der 50er Jahre entstanden die Wohnhäuser der sogenannten „Alten Heimat“ am Kiem-Pauli Weg, die nach dem Krieg bedürftigen Münchnern die Rückführung in ihre Heimstadt ermöglichen sollten. Durch Spendengelder Münchner Privatleute und finanzielle Unterstützung durch den Bund und die Stadt konnten 505 Wohnungen für Münchner gebaut werden. Bis heute dient die Siedlung Alte Heimat dem Stiftungswillen gemäß dem sozialen Zweck und bietet betagten, bedürftigen sowie psychisch oder physisch kranken Münchnern eine Heimstadt.
Altbürgermeister Thomas Wimmer gehörte zu den Initiatoren der Stiftung und diente daher als Namensgeber für das Thomas-Wimmer-Haus in der Burgkmairstraße 9. Neben 98 Appartements mit je rund 30 Quadratmetern Wohnfläche beherbergt das Haus auch die Alten-Tages-Pflege „Herbstlaube“.
Dringend sanierungsbedürftig ist das Gebäude, für dessen Bauunterhalt Jahre lang das Kommunalreferat der Stadt München zuständig war. Vor über drei Jahren hatte der Laimer BA bereits gefordert, dass eine Sanierung umgehend in die Wege zu leiten sei. Mit dem Planungskonzept wurde schließlich im Januar 2012 die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG beauftragt. Doch trotz der bestehenden Gefahr für die Bewohner, die täglich dem Zufallsglück des Bestandsaufzuges ausgeliefert sind, hat es weitere Jahre gedauert, bis über die Installation eines neuen und die Instandsetzung des alten Aufzuges entschieden wurde. Nun endlich ist es geplant einen neuen Außenaufzug an der Eingangsseite zu bauen. Dieser wird zwar behindertengerecht sein, jedoch keine Betten transportieren können. In einem zweiten Schritt soll dann der Bestands-Lift, der als sogenannter Liegendaufzug ausgestattet ist, also liegende Personen befördern kann, saniert werden, um dann auch im Brandfall als Evakuierungsaufzug zu dienen.
Aufzug kommt 2015
„Im Zuge der Maßnahme soll die Eingangssituation barrierefrei umgestaltet werden und an moderne Anforderungen angepasst werden“, heißt es im Beschlussentwurf des Kommunalreferats, der nun dem Stadtrat vorgelegt wurde. Im Zuge der Arbeiten am Eingangsbereich, sollte auch sogleich die Fassade einen Neuanstrich bekommen, forderte SPD-Fraktionssprecherin Martha Martens aus dem Laimer BA.
Wichtiger als die „Schönheitsreparaturen“ sind den Bewohnern aber vor allem Renovierungen im Hausinneren, die ihnen das tägliche Leben erleichtern, erklärten die Vertreter des Arbeitskreises Alte Heimat. Zumindest den bislang noch nicht barrierefreien Zugang zum Hausgarten will die GEWOFAG nun rollstuhlgerecht umbauen. Die rund 900.000 Euro Projektkosten werden aus stiftungseigenen Rücklagen gestemmt.
Für weitere bauliche Maßnahme sollte jedoch auch das Kommunalreferat in die Tasche greifen und finanziell mithelfen, erklärte BA-Vorsitzender Josef Mögele. Warum aber die Sanierungsarbeiten erst Ende 2015 fertig sein werden? Kommunalreferat und GEWOFAG zitierten die allgemeinen Formeln: Viele Planungsschritte, die Langwierigkeit öffentlicher Ausschreibungen, die Abstimmung mit Stadtrat, BA und Bewohnern. Für die Mieter im Thomas-Wimmer-Haus heißt das aber unterm Strich weitere eineinhalb Jahre lang warten und im maroden Aufzug auf das Glück hoffen, dass nichts Schlimmeres als ein kurzes Ruckeln geschehen möge.
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