Unser Buchtipp
Ayana Mathis - Zwölf Leben
Als Hattie ihre erstgeborenen Zwillinge Philadelphia und Jubilee taufte, war das Ausdruck einer großen Hoffnung. Hatte der Norden, die »Wiege der Freiheit«, den Schwarzen, die aus dem Süden kamen, nicht Gleichheit und Wohlstand versprochen? Und schmeckte das Leben in dem kleinen Haus an der Wayne Street nicht nach Zukunft? Hattie wird noch viele weitere Kinder bekommen, aber kaum etwas von ihren Hoffnungen wird sich erfüllen. Schmerz über Versagen und Schicksalsschläge überschattet Hatties Dasein. Es ist ein Schmerz, der sich fortschreiben wird in die nächste Generation.
Da ist Floyd, der mit seiner Homosexualität hadert; Six, der als Kind missbraucht wurde, und Alice, die es nicht erträgt, als der Bruder sich endlich aus ihrer übertriebenen Fürsorge befreit; Franklin, Alkoholiker und Spieler, der in Vietnam landet; Bell, der die Männer immer falsche Versprechungen gemacht haben und die jetzt, allein und krank, am liebsten sterben würde... Sie und all die übrigen Kinder von Hattie haben in ihrer Kindheit Mangel gelitten, materiell und seelisch, nun schlagen sie sich mit ihren inneren Dämonen herum.
Doch diese Saga um eine außergewöhnliche Frau und ihre zwölf Kinder, die als Geschichte der Great Migration beginnt und sich zum Tableau mit zwölf Einzelporträts über das ganze zwanzigste Jahrhundert weitet, ist trotz Scheitern und Enttäuschung ein vitales Epos - voller Lebenskraft und verhaltener Zärtlichkeit, voller Mut und Entschlossenheit im Kampf gegen Bitterkeit. Ayana Mathis lässt in zwölf Einzelportraits das bewegende Antlitz einer Großfamilie entstehen, die trotz allen Verwerfungen dennoch zusammengehört - Keimzelle einer Zukunft, die erst in künftigen Generationen sichtbar werden wird.
Über die Autorin
Ayana Mathis, aufgewachsen in Germantown, einem Arbeiterviertel in Philadelphia, die Eltern trennten sich, als sie zwei war, die Mutter litt unter schweren Depressionen, zog oft mit der Tochter um, förderte sie. Absolventin des berühmten Iowa Writers' Workshop (Wallace Stegner, Philipp Roth, Michael Cunningham, Jane Smiley etc), und ausgezeichnet mit dem Michener Copernicus Fellowship gelang Mathis gleich mit ihrem ersten Roman einen überragenden Erfolg.
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