Tablet statt Tafel?
Debatte über Finanzierung von iPads für Grundschüler
Brauchen Grundschüler Tablet-Computer zum Lernen? Und zwar iPads von Marktführer Apple? Ja? Aber wer soll die bezahlen? Darüber entspann sich in der März-Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Schwanthalerhöhe eine hitzige Debatte. Die "Väterinitiative für engagierte Elternschaft e.V." hatte beim BA 3000 Euro für iPads für ein Projekt an der Guldeinschule beantragt. Bereits im Februar empfahl der Unterausschuss Budget und Finanzen die Ablehnung des Antrags, die Entscheidung wurde jedoch auf die März-Sitzung verschoben (der Westend-Anzeiger berichtete). Nun legten sich die Antragsteller mächtig ins Zeug und brachten eine wahre Expertenriege mit, die einhellig für die modernen Lehrmittel plädierte.
Im Grundsatz stellte nur BA-Mitglied Helmut Duschl (SPD), Magister der Pädagogik, die Notwendigkeit der Computer in Frage: "Als Grundvoraussetzung müssen die Schüler erst mal das Rechnen, Schreiben und Kombinieren lernen." In den ersten Schuljahren sollten sie ruhig von der Tafel abschreiben, statt sich ihren Lernstoff auf den Computer herunterzuladen.
"Nicht Spielzeug sondern Werkzeug"
Als Befürworter der iPads sprachen: Dr. Michael Kirch, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik der LMU, Simone Schramm, Koordinatorin Ganztag bei der Regierung von Oberbayern, Dr. Sonja Moser, Leiterin des Fachbereichs Medienpädagogik am Pädagogischen Institut der Landeshauptstadt München (Referat für Bildung und Sport) sowie Hortleiter Joe Hensel, der Erfahrung mit iPad-Projekten hat. "Die Kinder profitieren davon, es ist nicht Spielzeug sondern Werkzeug", berichtete er dem Gremium. – "Wenn der Umgang damit so wichtig ist, warum müssen dann wir mit unserem geringen Budget die Geräte bezahlen?", fragte Anja Kaiser (Grüne). "Wo haben Sie denn sonst noch um Geld nachgefragt?", wollte Christiane Adamek (FDP) wissen.
Sonja Moser bestätigte, die Anschaffung sei durchaus Aufgabe der Stadt, doch: "Wir sind noch nicht so weit." Sie forderte den Bezirksausschuss auf: "Fördern Sie jetzt!" Es sei wichtig, die Kinder da abzuholen, wo sie nun mal seien. Man solle froh sein, eine so vorbildliche Schule mit so engagierten Menschen im Stadtviertel zu haben.
"Das kann doch nicht wahr sein", hakte Ulf Schröder (SPD) ein: "Ein städtisches Referat fordert uns zu etwas auf, was die Stadt noch nicht kann?!"
Warum Apple?
Warum es eigentlich Apple sein müsse, wiederholte Sarah Seeßlen (Grüne), Vorsitzende des Unterausschusses Budget, ihre Frage vom Februar. Es gebe ja auch wesentlich günstigere Produkte von anderen Herstellern. Hortleiter Joe Hensel antwortete: iPads seien am benutzerfreundlichsten, am sichersten voreinzustellen (z.B. Schutz vor Käufen übers Internet) und überzeugten durch die Qualität der Apps. Wenn es um das Wohl der Kinder gehe, argumentierte er, müsse man doch die erforderlichen Ausgaben tätigen.
BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr entgegnete, dass der Bezirksausschuss Steuergelder zu verteilen habe und man sehr wohl ganz genau hinschauen müsse, wofür. Der Bezirksausschuss hat ein Jahresbudget von 30.000 Euro, um Projekte und Initiativen im Viertel zu unterstützen. Für benötigte Lehrmittel ist es nicht da, darüber war sich der BA einig und lehnte den Zuschuss-Antrag der Väterinitiative – trotz aller Fürsprache der Experten – geschlossen ab.
Andere Geldgeber
Laut einem zweiten einstimmigen Beschluss wird das städtische Bildungsreferat nun aufgefordert, eine eindeutige Stellungnahme abzugeben – im Moment liegen nämlich eine ablehnende und eine befürwortende Stellungnahme zur iPad-Anschaffung vor. Wenn die Stellungnahme positiv ausfällt, fordert der Bezirksausschuss die Stadt auf, das Geld selbst bereit zu stellen.
Zwei Tipps bekamen die Antragsteller noch mit auf den Weg: Zum einen könne man sich an private Stiftungen wenden, zum anderen direkt an Hersteller solcher Geräte, die zum Teil von sich aus die Kooperation mit Schulen oder Kindertageseinrichtungen suchen.
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