I like to move it
Schüler arbeiten wie Profis
Hier präsentieren sich Schüler der Q12 des Klenze Gymnasiums und ihre Unterstützer. Sie können auf ein gelungenes Projekt zurückblicken, das sie gemeinsam mit dem TheoPrax-Kommunikationszentrum und dem Pädagogischen Institut gemeistert haben. Zertifiziert sind sie schon, aber vielleicht gibt es dafür sogar auch noch einen Preis. (Foto: jb)
"Bewegte Schule" hieß ursprünglich das P-Seminar, das eine zwölfköpfige Gruppe von Schülern des Klenze Gymnasiums zu Beginn des Schuljahres gewählt hatte. Keiner von den Zwölfen hätte damals gedacht, dass sie ein paar Monate später die Abschlussveranstaltung eines Symposiums des Pädagogischen Instituts zum Thema "Lernwirksamkeit" gestalten und im edlen Ambiente des alten Rathauses dreihundert Besucher dazu bringen würden, den Song "I like to move it" zu performen. "Eigentlich", so eine der Schülerinnen, "waren wir davon ausgegangen, dass uns in dem P-Seminar von Frau Fuhrmann ein Projekt erwartet, welches irgendetwas mit Sport zu tun hat." Dann aber kam alles ganz anders, was in der Gruppe für einige Turbulenzen sorgte, letztendlich aber in einem großen Erfolg mündete.
Vorgekaut wird nichts
Wenn man heutzutage Abitur macht, dann erwarten einen in der Q12 neben den bekannten Schulfächern auch Seminare. Eine Sorte sind sogenannte Projekt-Seminare zur Studien- und Berufsorientierung, kurz P-Seminar. Fachlehrer bieten solche P-Seminare unter weitgefassten Überschriften an, denn, anders als gewohnt, sind die Lehrer dieses Seminars nicht dafür da, aufbereiteten Lernstoff zu reichen, sondern unterstützen die Schüler lediglich dabei, ein eigenes Projekt zu entwickeln und durchzuführen. Dazu müssen sich die Schüler auch Unterstützung, z.B. in Form von Expertenwissen, organisieren. Natürlich immer mit Blick auf das Budget – wie im "echten Leben" eben.
Clevere Lehrer heuern TheoPrax an
Kerstin Fuhrmann, Deutsch- und Englischlehrerin am Klenze Gymnasium, hatte schon zu Beginn des Seminars die Idee, das TheoPrax-Institut, an welchem sie auch an einer Lehrer-Fortbildung zum Thema Projektmanagement teilgenommen hatte, mit ins Boot zu holen. Seit 2009 gibt es dieses Modellprojekt, das ein Berufs- und Bildungsnetzwerk aus Unternehmen, Schulen und Hochschulen anbietet. TheoPrax sorgt dafür, dass für eine praxisbezogene Berufsorientierung Schule und Wirtschaft miteinander vernetzt werden. Dr. Andreas Kratzer vom Theo-Prax-Institut dazu: "Oft sind es Schubladenprojekte von Firmen, die nicht ganz so dringend sind, aber trotzdem auf Umsetzung warten. Wir vermitteln dann, dass zum Beispiel ein P-Seminar mit der Umsetzung dieses Projekts beauftragt wird." Bestenfalls entsteht daraus eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Die Schüler können praxisnah lernen und die Firmen haben jemanden, der ihnen das Projekt kreiert. "Natürlich ist in diesem Rahmen auch immer die Möglichkeit des Scheiterns gegeben", so Kratzer, der aber von vielen Projekten zu berichten weiß, die keineswegs scheiterten.
Der Ernst des Lebens
So wie das Projekt der "Union 12" auch nicht scheiterte. Diesen Namen hatten sich die zwölf Schüler des Klenze Gymnasiums im Laufe ihres Seminars gegeben, nachdem sie den "Schock" überwunden hatten, dass sie statt eines Sportprojekts mit einem echten Auftrag konfrontiert wurden. Nun hieß es plötzlich sich ins Thema des Symposiums, das sich mit "Lern-Lern-Methoden" beschäftigte, einzuarbeiten. Dann kamen Aufgaben wie Angebot schreiben, Kick-Off-Treffen mit dem Auftraggeber abhalten, Zwischenpräsentation zweier Entwürfe, Kosten kalkulieren usw. auf die Schüler zu. Erst nach all den vorzuleistenden Einzelschritten, die ihnen dann tatsächlich einen Auftrag bescherten, konnten die Schüler mit der eigentlichen Ausarbeitung des Projektinhaltes beginnen. "Wir waren des Öfteren bereit alles hinzuschmeißen; insbesondere, als die Auftraggeber dann an unserem Entwurf, der den Zuschlag bekam, auch noch alles Mögliche zu beanstanden hatten", so die Schüler, und Tanja Schremmer vom Pädagogischen Institut, die für die Schüler nicht nur Ansprechpartnerin war, sondern auch konkrete Hilfestellungen leistete, fügt hinzu: "Wir mussten uns richtiggehend zusammenraufen. Und am Ende dann war ich zu Tode gerührt. Die Gruppe hat das ganz wunderbar gemeistert. Dreihundert Leute haben etwas getan, was ihnen die Schüler in kurzen fünf Minuten beibrachten. Die Stimmung an diesem Abend war außergewöhnlich."
Stampfen, Singen, Klatschen und Rasseln
Und so sah es dann aus am letzten Tag des Symposiums: Erst präsentierte die "Union 12" einen Trickfilm zum Thema Lernwirksamkeit, den sie eigens in Zusammenarbeit mit Leo TV hergestellt hatte. Danach konnten die Teilnehmer des Symposiums Lernwirksamkeit direkt am eigenen Leibe erfahren. Denn die "Union 12" schaffte es, den Teilnehmern den Song "I like to move it" (Reel 2 Real) innerhalb kürzester Zeit beizubringen. Dazu bildeten sie fünf Gruppen und jeweils zwei der Schüler zeigten den Leuten, wie sie klatschen, stampfen, rasseln oder was sie singen sollten. Am Ende waren alle überrascht, dass man in so kurzer Übungszeit einen ganzen Song miteinander auf die Bühne bringen kann. Nur die Union 12 war nicht wirklich überrascht: "Wir hatten an diesem Abend alle die Gewissheit, dass unser Projekt ein Erfolg wird."
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