Trost- und Sterbelieder
8. Konzert der Münchner Bachstunden
Nach der Sommerpause starten wieder Karl Maureens Münchner Bachstunden in der Herz-Jesu-Kirche (Lachnerstr. 8). Der Titularorganist lädt zum 8. Konzert der Münchner Bachstunden am Sonntag, 18. Dezember, um 19.30 Uhr ein. Die große Orgel des Orgelbauers Woehl in der Herz-Jesu-Kirche ist zur Darstellung der Orgelwerke von Johann Sebastian Bach in besonderem Maße geeignet. Ihre klangliche Ästhetik ist an mitteldeutschen Orgeln ausgerichtet. Besondere Vorbilder sind die großen, noch erhaltenen Instrumente aus der Nachfolge des Orgelbauers Silbermann. Die Spieltraktur ist in sensibler mechanischer Bauweise angelegt. Die Register-Zusammenstellung ist fast identisch mit der Disposition der Orgel in der Hofkirche, der Kathedrale in Dresden. Natürlich ist in einer modernen Kirche nur eine moderne äußere Gestaltung sinnvoll. Dennoch sind die sichtbaren Werke im Prospekt aber auch im Inneren der Orgel ganz klassisch angeordnet.
Tod allgegenwärtig
Die Choralvorspiele, die Johann Sebastian Bach an den Abschluss seines Orgelbüchleins gestellt hat, sind Trost- und Sterbelieder: „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig ist der Menschen Leben“. Zu Bachs Zeiten war der Tod allgegenwärtig: fast die Hälfte seiner Kinder starb im Kindbett, seine erste Frau starb in Köthen, als er sich für mehrere Monate mit seinem Fürsten in Karlsbad aufhielt.
Die Partiten sind Variationen über gerne gesungene Gemeindelieder. Diese Variationen wurden auch als Hausmusik am Cembalo musiziert. Auf der Orgel kann man den Stimmungsgehalt der einzelnen Strophen durch besondere Register-Klangfarben unterstreichen. Dazu passen die Molltonarten der Fantasie und Fuge c-Moll, ebenso der Präludien und Fugen f-Moll und e-Moll. Besonders die Tonart f-Moll hatte nach der Affektenlehre des Barock den Charakter von Angst und Verzweiflung. Das abschließende Präludium mit der Fuge e-Moll ist eine Komposition von solcher äußerer und innerer Größe, dass der Bachbiograph Spitta sagen konnte, dass dabei die hergebrachten Bezeichnungen nicht mehr ausreichen, sodass man sie eine zweisätzige Orgelsymphonie nennen müsste, um eine richtige Vorstellung ihrer Größe und Gewalt nahezulegen . Die Gebundenheit des Präludiums löst sich in der kühnsten, virtuosesten und freiesten Fuge, die Bach je geschrieben hat.
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