Schleichverkehr durch den Ortskern?
Verkehrsplanung stößt im BA auf Kritik
Den Begriff „prosperierende Stadt“ hören die Aubinger mit Unbehagen. Bereits jetzt empfinden viele die Straßen als überlastet, angesichts des neuen Stadtteils Freiham und der weiteren Bauvorhaben in Aubing wird ein Verkehrskollaps befürchtet. In seiner letzten Sitzung stellten die städtischen Planer Steffen Kercher und Georg Dunkel ihre Ideen für eine Verkehrsanbindung Freihams vor. Das Ziel lautet: „Möglichst keine Mehrbelastung der bestehenden Wohngebiete“. Eine frühe Anbindung der Autobahn, gute Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Geh- und Radwege sollen dazu beitragen. Um vorherzusagen wie sich der Verkehr in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird, gibt es Verkehrsmodelle. Klar ist: „Freiham wird Verkehr erzeugen“, sagte Dunkel. Und es wird auch Staus geben. „Wir wachsen schneller, als noch vor einem Jahr erwartet“. Im gesamten Stadtgebiet schießen die Neubauten aus dem Boden, „Es fehlt aber der Platz, um die Infrastruktur zu erweitern“, erklärte der Planer. Mit dieser Situation müssten die Bürger zurecht kommen. „Sehen Sie den Verkehr nicht als Schreckgespenst. Man kann mit Verkehr leben“, rief er den skeptischen Bürgern im Rahmen der Bezirksausschusssitzung zu. Trotzdem versuchen die Planer den erwarteten Verkehr wohnortverträglich durch Aubing zu schleusen. Die Pretzfelder Straße und der Dorfkern Aubing sollen beispielsweise keinen Neuverkehr bekommen. Das soll mit einer neuen Autobahnanschlussstelle verhindert werden. Die Autobahn soll die umliegenden Gebiete, die Bodenseestraße und den Dorfkern entlasten.
Allerdings sprechen für den BA die Zahlen eine andere Sprache. „Eine verträgliche Verkehrserschließung von Freiham aus ist für den angrenzenden Ortsbereich von Aubing nicht erkennbar“, kritisierte der BA. Schließlich sei eine teilweise erhebliche Verkehrszunahme zu verzeichnen. Derzeit würden durchschnittlich rund 14.000 Fahrzeuge in der Alto-/Ubostraße fahren. „Laut Prognosen sollen es künftig 22.000 Fahrzeuge sein, somit ist die planerische Zielsetzung nicht erreicht“, folgert der BA.
Verkehr vor dem Kindergarten
Ein weiteres Problem sind die Pläne für die Georg-Böhmer-Straße, die im Bereich der Altostraße angebunden werden soll. „Wir wollen, dass die Stadtteile Freiham und Aubing an der besten Stelle verbunden werden“, sagte der Planer. Das sieht der BA anders. Für die rund 100 Kinder des Kindergartens St. Quirin wäre der Verkehr vor ihrer Einrichtung eine Gefahr. „Überall werden die Dorfkerne entlastet, aber hier passiert genau das Gegenteil“, kritisierte Pater Abraham „Welche Einschränkungen sind durch die Neuplanung zu erwarten?“, fragte der Bezirksausschuss, der den Eindruck hat, dass der Außenbereich des Kindergartens „schlichtweg vergessen“ wurde.
Grundsätzlich begrüßte der BA die geplante Sperrung von Wohnstraßen in der direkten Verbindung nach Freiham. Die Pretzfelder Straße sei im östlichen Teil bereits an der Kapazitätsgrenze angelangt. Durch die Sperrung des Germeringer Wegs nördlich des Georg-Böhmer Wegs könne es jedoch zu weiteren Belastungen im Bereich Ubo- und Altostraße kommen, befürchteten Sebastian Kriesel und Jürgen Schrader, die die Stellungnahme formuliert hatten. Bei Stauungen im Tunnel könnten die Autofahrer über den neuen Autobahnanschluss abfahren. Ein Schleichverkehr aus dem westlichen Landkreis bis zum Anschluss Lochhauser Straße würde entstehen. „Die A99 ist heute schon zu den Hauptverkehrszeiten überlastet. Gibt es hier Erkenntnisse, wie viele Kfz dann den Ortskern Aubing als Ausweichroute nutzenwerden?“, lautete die Frage an die Planer.
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