Grüner Treffpunkt für alle
Bürgerdialog: Was wird aus dem Luise-Kiesselbach-Platz?
Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bürgerdialogs zur Neugestaltung des Luise-Kiesselbach-Platzes herrschte reger Andrang vor dem Haupteingang des ICP in der Garmischer-Straße 241. Hier fand der erste Bürgerdialog statt, zu dem die Bürger der Stadt München vom Baureferat eingeladen waren. Sie konnten dort ihre Ideen und Wünsche hinsichtlich der Gestaltung des rund 17.000 qm großen Areals zwischen Garmischer Straße, Albert-Roßhaupter-Straße und Max-Seidl-Weg in einem Workshop einbringen. Die Ergebnisse dieses Bürgerdialogs, so der Leiter der Hauptabteilung Gartenbau des Baureferats, Dr. Ulrich Schneider, fließen in eine Beschlussvorlage ein, über die dann letztendlich der Stadtrat entscheidet.
300 Anmeldungen - zweiter Termin
"Noch in der regulären Anmeldefrist haben sich über 300 Teilnehmer zu diesem Workshop angemeldet", so leitete Dr. Ulrich Schneider den ersten Teil des Abends ein und kündigte an, dass es im Juni noch einen zweiten Termin für all diejenigen geben wird, die an diesem 20. Mai nicht zum Zuge kamen. Aus Sicherheitsgründen könne man im ICP nur bis zu 170 Personen empfangen. Dass unter den Bürgern ein so großes Interesse herrscht, Einfluss zu nehmen auf die Gestaltung ihres Viertels, überraschte die Initiatoren des Workshops, wobei sich in den vorausgehenden Sitzungen des Bezirksausschuss Sendling-Westpark (BA7) diese hohe Beteiligung bereits abgezeichnet hat. Seit auf der Bürgerversammlung im Jahre 2013 eine Variante vorgestellt wurde, in der eine Randbebauung durch ein mindestens fünfgeschossigen Baukörper angedacht ist, treibt dieses Thema nicht nur den Seniorenbeirat um, sondern auch viele Bürger des Viertels, die sich strikt gegen eine solche Bebauung aussprechen.
Drei Varianten sind möglich
Im Vorfeld des eigentlichen Dialogs erläuterte Ulrich Schneider nach einem kurzen Abriss zur Ausgangssituation drei grundlegende Varianten, die für die Gestaltung des Luise-Kiesselbach-Platzes in Frage kommen.
Die erste Variante: Eine Begrünung und Gestaltung des Platzes ohne Lärmschutzmaßnahmen. Der Vorteil wäre, dass kein Teil der Fläche für den Lärmschutz verbraucht werden müsste. Allerdings, so Schneider, gäbe es dann aus Gründen des Lärmschutzes keine rechtliche Grundlage, die Fläche als Spiel - und Erholungsraum zu gestalten.
In der zweiten Variante würde dem Lärmschutz durch einen fünf Meter hohen und durchgehenden Lärmschutzwall in Form eines künstlich angelegten und nach außen mit Bäumen, Busch- und Strauchwerk bepflanzten Erdwalls Rechnung getragen. Auf diese Weise könnte man die DIN für Grünanlagen, die bei maximal 55 bis 59 dB liegt, erfüllen.
Auch die dritte Variante mit einer moderaten und durchgehenden Randbebauung der Westseite des Luise-Kiesselbach-Platzes ohne Beeinflussung der Sichtachsen auf das historische Gebäude des Münchenstifts Sankt Josef und die beiden Türme der Frauenkirche würde den Verkehrslärm auf der Freifläche so senken, dass man sie als Spiel- und Erholungsraum gestalten könne. Allerdings blieben dann nur noch ca. 12.000 qm Fläche, die man für die Bürger gestalten könne.
Skepsis gegen Randbebauung
Den Ausführung des Referats für Stadtplanung, das sich für eine Variante mit Randbebauung insbesondere auch hinsichtlich der in München herrschenden Wohnungsnot ausspricht, folgten viele Teilnehmer des Workshops mit Skepsis. Auch die Prognose zu den im Durchschnitt mit 40.000 Kfz pro Tag, die künftig immer noch oberirdisch am Luise-Kiesselbach-Platz vorbeirollen werden, wurde hinterfragt. Dass die Zahlen aus einer Erhebung aus dem Jahre 1998 stammen, ließ einige Teilnehmer verwundert den Kopf schütteln. Ob nun der ein oder andere diesen Zahlen nicht traut oder generell Verkehrslärm als ein nicht so störende empfunden wird: Die meisten Teilnehmer sprachen sich gegen eine Bebauung aus und auch die Errichtung eines Lärmschutzwalles wurde von ungefähr der Hälfte der Teilnehmer als eher unnötig empfunden.
Zwei Stunden rege Diskussion
Der Hauptgeschehen des Abends, an dem die Teilnehmer unter der Leitung von Moderatorinnen an insgesamt sieben Tischen ihre Ideen und Wünsche artikulierten, sich austauschten und diskutierten, entwickelte sich als ein reger und kreativer Austausch. Deutlich wurde, dass eine Mehrheit für viel "Grün" und gegen eine teilweise Bebauung aussprach. "Am Kinderlärm auf der Grünfläche stören sich dann die Bewohner des Blocks", mutmaßten einige Teilnehmer und auch als Argument wurde angeführt, dass ein weiterer Zuzug die vorhandenen Kapazitäten der Schulen, Kindergärten und Spielplätzen sprengen würde. In dem bunten Miteinander von Anwohnern jeglichen Alters, Mitgliedern des Bezirksauschusses, Seniorenbeiräten, Stadträten, ehemalig politisch aktiven Bürgern, boten sich auch immer wieder die Fachleuten vom Baureferat zu Gesprächen an, beantworteten Fragen und lauschten gespannt den Diskussionen an den Tischen.
Spielwiese? Jugendtreff? Bürgerhaus? Brunnen?
Die Pinwände, an die die Moderatorinnen die unterschiedlichen Vorschläge und Ideen der Teilnehmer nach deren Priorisierung durch Punktevergabe hefteten, füllten sich rasch. Neben dem Wunsch, die Fläche nicht einem speziellen Zweck zu widmen, gab es auch sehr konkrete Wünsche, wie zum Beispiel das Anlegen eines Bouleplatzes oder die Errichtung eines Stadtteilpavillons, den die Bürger nutzen können für unterschiedliche Zwecke. Lena Fiedler, Bezirksauschussmitglied, wies darauf hin, dass der Workshop deshalb in Räumen der Stiftung des ICPs stattfinden müsste, weil es im Stadtviertel keinen Ort gäbe, an dem solche Bürgerdialoge stattfinden könnten. Dies, so Fiedler, verdeutliche, wie sinnvoll die Errichtung einer Art Bürgerhaus im Bezirk wäre. "Ob aus dem Luise-Kiesselbach-Platz ein lebendiger Treffpunkt für alle wird, wird am Engagement der Bürger sicher nicht scheitern", fasst eine ältere Dame ihren Eindruck des Abends zusammen.
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