„Verbesserung für die Bürger“
Ein Tunnel an der Landshuter Alle hat höchste Priorität
Der Tunnel an der Landshuter Allee soll kommen. Zumindest räumt eine Beschlussvorlage des Referats für Stadtplanung und Bauordnung dem Mittleren Ringabschnitt durch Neuhausen „höchste Priorität“ ein. Geht es nach den Plänen von Elisabeth Merk rutscht damit ein Tunnel an der Tegernseer Landstraße an die zweite Stelle, während der Ringabschnitt Isarring / Englischer Garten gesondert behandelt werden solle. Aus Sicht der Stadtbaurätin würde an der Landshuter Allee nur die Tunnelvariante „eine deutliche Aufwertung“ darstellen. Mit einem Tunnel von der Rampe der Donnersbergerbrücke bis zur Dachauer Straße könne ein hoher Anteil des Kfz-Verkehrs an der Oberfläche bis auf den Bereich am Platz der Freiheit / Leonrodstraße deutlich reduziert werden.
Die angestrebten Ziele der Verbesserung der Lärm- und Abgasbelastung für die angrenzende Wohnbebauung und die Potentiale für eine städtebauliche Verbesserung beziehungsweise Gewinn an Flächen für eine stadträumliche Umgestaltung und Aufwertung lassen sich laut Merk am Mittleren Ringabschnitt Landshuter Allee, „unter dem Vorbehalt noch ausstehender vertiefender Untersuchungen, die für eine ausreichend belastbare Einschätzung und vor einer Entscheidung zum Einstieg in konkrete Vorplanung noch erforderlicher sind, am ehesten realisieren.“ Darüber hinaus werde der Handlungsbedarf für diesen Teil des Mittleren Rings tendenziell höher eingestuft, weil dies der Abschnitt mit der absolut höchsten Einwohnerdichte und Verkehrsbelastung sei.
Grüner machen
„Die Landshuter Allee ist die höchstbelastete Münchner Verkehrsschneise bei gleichzeitig höchster Einwohnerdichte. Ihre Anwohner werden täglich gesundheitsschädigendem Lärm und belastenden Abgasen ausgesetzt. Neuhausen wird durch die Landshuter Allee als fast unüberwindbare Barriere für Senioren, Menschen mit Behinderung, Mütter mit Kinderwagen und Kinder städtebaulich geteilt“, betont auch Stadträtin Kristina Frank, CSU-Fraktionssprecherin im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9). „Die Untertunnelung dieses Ringabschnitts schafft neue Flächen und macht Neuhausen grüner.“ Deshalb müsse die Untertunnelung der Landshuter Allee mit höchster Priorität umgesetzt werden, um baldmöglichst eine Verbesserung für die Bürger zu erzielen. „Dieser Sicht ist auch das städtische Planungsreferat, so dass ich davon ausgehe, dass mit einem Bau nach den noch notwendigen weiteren Untersuchungen schnellstmöglich begonnen werden kann.“
Nach Angaben von Anna Hanusch, der Vorsitzenden des BA 9, hat das Lokalparlament die Vorlage erst zwei Tage vor seiner jüngsten Sitzung erhalten und dann dem Ganzen grundsätzlich zugestimmt. „Dass bei Abwägung zwischen den zwei Tunnelprojekten Tegernseer Landstraße versus Landshuter Allee wir in Neuhausen-Nymphenburg den Vorzug bekommen, ist schon seit langem so erwartet worden und auch nachvollziehbar, da für die Planungen in Giesing einfach zu viele Punkte zur technischen Umsetzung noch überhaupt nicht geklärt sind“, erklärt die Grünen-Stadträtin. „Den Englischen Garten als Sonderfall zu betrachten und hier aus dem Vergleich herauszunehmen ist auch konsequent.“
„Tunnelprojekte nicht weiterverfolgen“
Nach Meinung der Vorsitzenden des BA 9 sollten allerdings beide Tunnelprojekte nicht weiter verfolgt werden. Sie schlägt vielmehr vor, Geld und städtisches Personal für andere, kreativere Lösungen einzusetzen. „Wir haben bereits sechs Jahre auf diese erste Machbarkeitsstudie gewartet und jetzt stehen nach Schätzung der Verwaltung noch einmal acht Jahre Planung bei der Landshuter Allee bevor.“ Dazu kämen noch sechs Jahre Bauzeit. Bis 2030 bekämen die Anwohner bei diesem Plan keinerlei Verbesserung, so Hanusch weiter. Und auch, wenn die Stadt München im Augenblick Geld zur Verfügung habe, binde man es hier sehr langfristig, da solche technischen Bauwerke hohe Unterhaltskosten nach sich ziehen würden. „Wir Grünen setzen statt dessen auf ein Bündel von unterschiedlichen Maßnahmen, die sich viel schneller und kostengünstiger Umsetzen lassen – bauliche Ergänzungen mit Laubengängen vor Wohnungen, zusätzlichen Brücken und Lückenschlüsse in der Straßenbebauung, die vorgezogene Umsetzung von Lärmschutzwänden an den Brückenbauwerken sowie verkehrslenkende Maßnahmen und Tempobeschränkungen insbesondere auch nachts“, erklärt die Grünen-Stadträtin. „Und für die gesamte Stadt unterstützen wir eine Mobilitätswende mit Ausbau des ÖPNV, Förderung von Carsharing und Elektromobilität – bei der dann schon vor 2030 weniger Autos fahren – und diese leiser und schadstoffärmer sind.“ Ein Tunnel schaffe sicher noch eine andere Qualität für die direkt betroffenen Anwohner, aber er verschiebt die Probleme nach Hanuschs Ansicht nur ein paar Meter weiter. „Bei der Grünen-Lösung endet die Wirkung dann auch nicht an der Tunnelausfahrt, sondern erreicht viel mehr Menschen.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH