„Alte Heimat“ steht vor Veränderungen
Erstmals wurden Pläne für das Quartier vorgestellt
„Umziehen ist etwas Grausliches“, das weiß auch Kommunalreferent Axel Markwardt. Für die rund 1000 Bewohner der „Alten Heimat“ wird ein Umzug jedoch früher oder später anstehen, denn die Wohnhäuser im Quartier der „Alten Heimat“, die sich zwischen Zschokke-, Hans-Thonauer-Straße und beidseitig des Kiem-Pauli-Wegs erstrecken, sind längst sanierungsbedürftig. Der Laimer Bezirksausschuss (BA) hatte am vergangenen Mittwoch, 18. März, zu einer Sondersitzung ins Alten- und Service-Zentrum (ASZ) Laim eingeladen, wo erstmals Ideen und Pläne für das Quartier vorgestellt wurden. Ein städtebauliches Entwicklungskonzept konnten Architekt Christian Böhm vom beauftragten Büro „bgsm Architekten und Stadtplaner“ und Axel Markwardt vom Kommunalreferat, den zahlreich erschienen Bewohnern der „Alten Heimat“ präsentieren. Mehr als das städtebauliche Konzept, das die Potentiale für die Siedlung aufzeige, gebe es jedoch noch nicht. Welche genauen Umbaumaßnahmen also für die einzelnen Häuser anstehen oder wie das Projekt finanziert wird, bleibt noch zu klären.
Stiftungszweck wird erhalten
Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden die Wohnhäuser der Bürgerstiftung „Alten Heimat“ rund um den Kiem-Pauli-Weg, die vorrangig bedürftigen Münchnern zur Verfügung stehen sollten. Bis heute dienen die Wohnungen der Siedlung dem Stiftungszweck: betagten, bedürftigen sowie psychisch oder physisch kranken Münchnern mit geringem Einkommen ein Zuhause zu bieten. Sowohl den Stiftungszweck, als auch den Charakter der Siedlung wolle man auch in Zukunft erhalten, erklärt Axel Markwardt vom Kommunalreferat. Das Kommunalreferat vertritt die Stadt München als Eigentümer der Siedlung. Die GEWOFAG verwaltet jedoch seit 2012 die Häuser.
Der günstige Wohnraum in der „Alten Heimat“ soll laut Markwardt erhalten bleiben. Im städtebaulichen Entwicklungskonzept ist aber auch die Schaffung von neuem Wohnraum vorgesehen. Da die Bevölkerung der Siedlung meist betagt ist, wäre auch vorstellbar, dass jüngere Familien ins Quartier ziehen, „um wieder mehr Leben rein zu bringen“, meint Architekt Christian Böhm. In einem Vier-Schritte-Konzept wolle man vorgehen, um die „Alte Heimat“ auf neue Beine zu stellen.
Neue Wohnungen geplant
In einem ersten Schritt sollen „Instandsetzungsmaßnahmen“ für die Wohnhäuser im südlichen Bereich der Siedlung erfolgen. Die dort ansässigen Bewohner könnten für die Zeit der Bauarbeiten – oder auch langfristig – in einen Neubau ziehen. Auf dem heutigen Parkplatz an der Hans-Thonauer-Straße Ecke Kiem-Pauli-Weg soll das neue Gebäude entstehen, wo auch eine Kindertagesstätte eingeplant ist.
In einem weiteren Planungsschritt wolle man das Alten- und Service-Zentrum (ASZ) aus dem Kiem-Pauli-Weg an die Zschokke-/ Westendstraße umsiedeln. Wenn das ASZ verlagert wird, kann an dessen Stelle neuer Wohnraum sowie ein Quartiersplatz geschaffen werden. Zwei neue Wohnblöcke sowie ein mehrstöckiger Bau im Westen und im Osten an der Hans-Thonauer-Straße sollen zusätzlich gebaut werden. Am neuen Quartiersplatz könnten ein Café oder ein Nachbarschaftstreff einziehen und damit eventuell Nutzungen angeboten werden, die derzeit vom ASZ bedient werden. Was aber die Verlagerung des ASZ angeht, so regten sich kritische Stimmen aus der Bewohnerschaft. Bislang sei das ASZ fußläufig zu erreichen und böte viele notwendige Beratungs- und Hilfsangebote für die Senioren der „Alten Heimat“, auf die man nicht verzichten wolle. Die Meinung des ASZ-Leiters J.-Peter Pinck dazu ist: „Das ASZ sollte allen Laimer Senioren zur Verfügung stehen. Eigentlich gehört ein ASZ ins Herz von Laim.“ Weder an der Zschokkestraße noch im Kiem-Pauli-Weg sei daher der ideale Standort für das ASZ.
Fertigstellung 2025
In einem letzten Planungsschritt ist vorgesehen, dass entlang der Zschokkestraße vier Wohnblöcke errichtet werden, die sowohl das Quartier abgrenzen als auch als Lärmschutz wirken könnten. Sollte der Stadtrat die Planung befürworten, so könnte bereits 2016 mit den ersten Instandsetzungen begonnen werden. Die Pläne des Architekturbüros stoßen beim Kommunalreferat jedenfalls auf Wohlwollen, erklärte Markwardt. Bis die gesamten Arbeiten an der „Alten Heimat“ fertiggestellt sind, könnte es allerdings bis 2025 dauern.
Für die Bewohner wichtige Fragen blieben in der so frühen Planungsphase jedoch noch offen: Wie hoch zum Beispiel die Mieten nach der Sanierung der alten Häuser werden, oder ob die Neubauwohnungen von den Stammbewohnern der Stiftungs-Siedlung bezahlt werden können? Geplant ist jedoch, dass die Bewohner nach Wunsch nur ein Mal umziehen müssen. Die Mieter, die für die Sanierungsarbeiten ausziehen müssen, könnten in den Neubauten wohnen bleiben, die komplett barrierefrei und modern gestaltet sein werden. Die Bestandsgebäude werden auch nach der Sanierung nicht komplett barrierefrei sein. Dies ließe sich nach Auskunft Markwardts „nicht wirtschaftlich umsetzen“. Das heißt, auch künftig werden viele Häuser der „Alten Heimat“ nur über ein paar Stufen zugänglich sein.
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