Pseudo-Priorität 1+
Geh- und Radwegbrücke Pronnerplatz und Sandratstraße
Trennende Bahngleise liegen zwischen Laim und den grünen Naherholungsflächen des Stadtbezirks Neuhausen-Nymphenburg. Seit Jahrzehnten wünschen sich die Laimer einen sicheren Überweg zum Nachbarbezirk, der vorrangig Fußgängern und Radlern eine Überquerungsmöglichkeit bietet. In greifbarer Nähe sind der Schlosspark Nymphenburg oder auch der Hirschgarten und die Skateranlage im Neubaugebiet auf der gegenüberliegenden Seite der Bahngleise – eine Brücke vom Pronnerplatz nach Neuhausen-Nymphenburg könnte es ermöglichen, dass die Grünzonen endlich bequem erreichbar würden.
Und solch eine Geh- und Radwegbrücke auf Höhe des Pronnerplatzes ist auch vorgesehen. Ebenso die von den Laimer schon so lange geforderte Fuß- und Radwegbrücke auf Höhe der Sandratstraße. Mit der höchsten Priorität, der Ziffer 1+, bewertete das Referat für Stadtplanung und Bauordnung beide Fuß- und Radverkehrsbrücken. Wann die Überwege allerdings kommen, steht damit noch längst nicht fest. Denn im jüngst vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung veröffentlichten Prioritätenkatalog für „barrierefreie Querungen im Fuß- und Radverkehr“ ist die Entstehung der Brücken an Bedingungen geknüpft.
Erst die Umweltverbundröhre
Zusammen mit 31 anderen Überwegen belegen die beiden gewünschten Laimer Brücken die höchste Kategorisierungsstufe. Diese Einstufung könnte vermuten lassen, dass die Überwege in Laim schon in naher Zukunft realisiert werden könnten – wären da nicht die kleinen Ergänzungen, die im Prioritätenkatalog angefügt werden. „Pseudo-Prioritäten“ seien hier formuliert, kritisiert etwa Anette Zöller, CSU-Fraktionssprecherin im Laimer Bezirksausschuss (BA). „Die Priorisierung hätte man auch lassen können“, pflichtet Ingo Westcombe-Benn bei, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Laimer BA. Denn laut Papier soll etwa die Entstehung der Brücke am Pronnerplatz erst wieder geprüft werden, wenn die sogenannte Umweltverbundröhre realisiert ist. Die Fläche würde „als Baustelleneinrichtungsfläche für die Umweltverbundröhre benötigt“, heißt es dazu. Wieso am Pronnerplatz aber eine Baustelleneinrichtungsfläche vorgehalten werden muss, fragt sich nicht nur Martha Mertens, SPD-Sprecherin im Laimer BA.
Die Fläche an der Sandratstraße jedenfalls wird nicht für eine Baustelleneinrichtung benötigt. Doch obwohl auch dieses Bauvorhaben mit der Priorität 1+ beziffert ist, wird die Brücke wohl sobald nicht kommen. Im Referats-Papier heißt es dazu: „Diese Brücke auf Höhe der Sandratstraße wird gegenüber der Umweltverbundröhre als nachrangig eingestuft.“ Beide Brücken also hängen von der Realisierung der sogenannten Umweltverbundröhre ab.
BA stellt erneut Forderungen
Die Umweltverbundröhre, die gleichfalls seit vielen Jahren im Stadtbezirk gefordert wird, bezeichnet den kompletten Umbau des Laimer Bahnhofs. Für Fußgänger, Radler und den motorisierten Verkehr sollen mit der neuen Röhre auch neue Wege und verbesserte Umsteigemöglichkeiten zu den öffentlichen Verkehrsmitteln geschaffen werden. Kein Wunder also, dass auch der Bau der Umweltverbundröhre mit der Priorität 1+ versehen ist. Als Erläuterung schreibt das Referat hierzu jedoch: „Die Umweltverbundröhre ist im Zuge der 2. Stammstrecke zu realisieren.“
Unterm Strich heißt das also: Bevor nicht die 2. Stammstrecke realisiert wird, soll in Laim gar nichts passieren. Alle im Stadtteil so dringend geforderten Bauvorhaben, die alle mit der Priorität 1+ bei der Stadt aufgelistet sind, liegen damit auf Halde. „Wenn wir auf die 2. Stammstrecke warten, dann warten wir auf den Sankt Nimmerleins-Tag“, erklärt Ingo Westcombe-Benn. Der Laimer BA will nun ein Papier verfassen, in dem er fordert:
1. Die Umweltverbundröhre soll unabhängig von der 2. Stammstrecke geplant werden.
2. Die beiden Fuß- und Radwegbrücken am Pronnerplatz und an der Sandratstraße sollen gleichfalls unabhängig von der 2. Stammstrecke realisiert werden. Die Brücken am Pronnerplatz und an der Sandratstraße jedenfalls sind – theoretisch – sicherlich schneller zu realisieren als der Bau der 2. Stammstrecke.
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