Integration in Laim?
Diskussion um Flüchtlingsunterkunft in der Elsenheimerstraße
Nach wie vor machen sich tausende Menschen auf den Weg, um vor Verfolgung, Zerstörung und Gewalt in ihren kriegsbelasteten Heimatländern zu fliehen. Sie suchen Zuflucht, auch im Stadtgebiet München. Obwohl bereits neue Einrichtungen entstanden sind beziehungsweise Bestandsgebäude als Flüchtlingsunterkunft umgenutzt werden, fehlen immer noch Plätze, wo Flüchtlinge unterkommen können. In Laim tat sich nun die Möglichkeit auf, ein ehemaliges Bürogebäude als Flüchtlingsunterkunft umzubauen. Das Gebäude in der Elsenheimerstraße 48 - 50, das inzwischen im Eigentum der ISARIA Wohnbau AG liegt, soll in Kürze eine Unterkunft für 500 eventuell sogar 600 Menschen werden. Für Juli ist des Weiteren die Inbetriebnahme einer Flüchtlingsunterkunft auf dem nahegelegenen Gelände an der Zschokkestraße vorgesehen. Festbauten in modularer Bauweise werden hier derzeit errichtet, die in wenigen Monaten rund 300 Menschen ein Obdach bieten werden. Bei der öffentlichen März-Sitzung des Laimer Bezirksausschusses (BA) äußerten Anwohner nun ihre Sorgen und Bedenken gegenüber den geplanten Unterkünften. 900 Neuankömmlinge werden in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld einquartiert – die Nachbarn sehen darin Konfliktpotential.
„Wir haben Bedenken“
Über 54.000 Einwohner leben im Stadtbezirk Laim. Maximal 900 Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, sollen nun dazu kommen. Gemessen an anderen Stadtbezirken wären in Laim damit relativ wenige Flüchtlinge untergebracht. Allerdings sollen die 900 Menschen – zwar auf zwei Einrichtungen verteilt – zentriert am Stadtbezirksrand unterkommen. Nachbarn aus der Hauzenberger Straße 13, 15, 17 und 19 kamen nun jüngst zur Laimer BA-Sitzung und artikulierten ihre Befürchtungen: „Wir machen uns Sorgen wegen der hohen Zahl an Flüchtlingen so nah an den Anwohnern“, erklärte eine Frau. „Wir haben Bedenken, ob eine so hohe Konzentration an Flüchtlingen zur Integration führen kann“, meinte ein Mann. Doch nicht nur Konflikte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen sondern auch unter den Flüchtlingen selbst, sehen die Anwohner vorprogrammiert: „In der Elsenheimerstraße 600 Menschen in einem Stahlbau unterzubringen, das ist für niemanden menschlich“, äußerte eine Anwohnerin. „Das Gebäude ist zu klein, das schafft doch für jeden Aggressionen, dort zu wohnen. So viele Menschen, auf so kleinem Raum zusammen, da muss es zu Problemen kommen“, glaubte ein anderer Bürger. „Da konzentrieren sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die noch nicht integriert sind. Das sind Kriegsflüchtlinge und die nehmen ihre Konflikte mit hierher. Inwieweit wurde das berücksichtigt?“, fragte ein Anrainer. In der Unterkunft gebe es keinen Innenhof, keine Freiflächen – wo sollten die Flüchtlinge hin?
Anwohnerversammlung am 16. März
Der Ruf nach einem trennenden Zaun zwischen dem Bau in der Elsenheimerstraße 48-50 und den umliegenden Wohnhäusern wird laut, ebenso nach Wachpersonal, das für Sicherheit und Ordnung sorgen soll. Die Tiefgarage der Wohnhäuser in der Hauzenberger Straße böten ungehindert Zugang ins Haus: „Da brauchen wir eine Videoüberwachung“, glaubte eine Bewohnerin. Für alle Wünsche und Fragen der Nachbarn zeigte der Laimer BA zwar ein offenes Ohr, Auskunft jedoch konnten auch die Stadtteilpolitiker nicht geben.
Gelegenheit, um die Details der Planung zu erfahren und die eigenen Wünsche zu formulieren, bekommen die Nachbarn bei einer Anwohnerversammlung am Mittwoch, 16. März. Hierzu laden die zuständigen Vertreter des Sozialreferats wie auch der ISARIA ein. Bei der Infoveranstaltung wird sicherlich auch zur Sprache kommen, wieso die Laufzeit der Unterkunft in der Elsenheimerstraße bis zum Jahr 2026 erweitert werden soll und weshalb die Flüchtlingsunterkunft in der Tübinger Straße (Bezirks Sendling-Westpark) voraussichtlich im Juni aufgelöst wird. „Wir werden schauen, dass für alle Beteiligten eine vernünftige Lösung rauskommt“, sagte BA-Vorsitzender Josef Mögele. „Ein Mindestmaß an Konsens“ müssten die neuen Flüchtlingsunterkünfte in Laim erfüllen. Konsens freilich ist nur zu erreichen, wenn die Laimer ihren Teil dazutun. Denn Integration ist keine einseitige Angelegenheit und kann nur glücken, wenn sich Einheimische wie Flüchtlinge darum bemühen. Josef Mögele betonte: „Es wird sicher nicht einfach und nur gemeinsam können wir das durchstehen.“
Die Anwohnerversammlung findet am Mittwoch, 16. März, um 19 Uhr in der Georg-Büchner-Realschule (Droste-Hülshoff-Straße 5) statt.
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