Gemüse aus dem eigenen Garten
Seit 97 Jahren grüne Idylle inmitten der Großstadt
„Es gibt nichts Schöneres als ein eigenes Garterl zu haben" schwärmt der 79-jährige Paul Kuznia. Gemeinsam mit seiner Frau Erika (75) bewirtschaftet er schon seit vierzig Jahren sein Gärtchen im Kleingartenvereins SW 52 in der Wilhelm-Riehl-Straße 50. Ebenso gehören Waltraud (71) und Walter (73) Korger zu den Jubilaren, die nun für ihre langjährige Mitgliedschaft im Gartenverein mit Urkunde und Anstecknadel ausgezeichnet wurden. Viel Erfahrung haben die „Ältesten", wissen wie die Tomaten und Gurken am besten gedeihen und wann Kohlrabi und Möhren anzupflanzen sind. „Pflanz mich im April, komm ich wann ich will. Pflanz mich im Mai, dann komm´ ich glei", eine Faustregel, die nach Walter Korgers Erfahrung meistens zutrifft. Die langjährige Gartenerfahrung geben die alteingesessenen Gärtner gerne an die junge Generation weiter. Denn auch frischer Wind weht durch die Kleingartenanlage. Seit April hat der Verein einen neuen Vorsitzenden: Der 51-jährige Michael Mayer, seine Frau Angelika und Tochter Cornelia sind seit zwei Jahren „stolze und leidenschaftliche Besitzer eines Kleingartens". Vor wenigen Wochen wurde Michael Mayer nun zum Vorsitzenden gewählt.
Schützenswerte grüne Oase
Es ist Erntezeit für Radieschen, Salat, Schnittlauch und Petersilie sowie Rhabarber und Erdbeeren. In den reichen Gärten des Kleingartenvereins SW 52 blüht, gedeiht und sprießt es. Verschiedenste Obst- und Gemüsesorten aber auch prächtige Blumen werden in den insgesamt 50 Gärten angepflanzt. „Jeder so wie er will und es ihm schmeckt", meint Michael Mayer.
Vor vierzig Jahren bekamen die Ehepaare Korger und Kuznia einen Garten, den sie bis heute liebevoll bepflanzen. Vieles haben sie im Laufe der Jahre erprobt, Erfahrungen mit verschiedenen Setzlingen und Wetterlagen gemacht. Heute geben sie ihr Wissen an „die Frischlinge" weiter, denn auch den Traditionsbewussten ist daran gelegen, dass junge Leute nachziehen und die schönen Gärten für die Zukunft erhalten. So berichtet Waltraud Korger etwa, dass man junge Pflanzen am besten Mitte Mai pflanzt, wenn der Frost vorbei ist. Pfingstrosen blühen pünktlich Anfang Juni und Kartoffeln und Äpfel werden im Herbst geerntet und dann eingelagert. Doch auch regional weniger bekannte Sorten wie etwa Feigen oder Peperoni werden im Kleingartenverein angepflanzt. „In meinem Garten versuche ich gerade die Aufzucht von Topinambur. Bis jetzt hat er sich aber noch unter der Erde versteckt", meint Mayer. Für den Eigenverbrauch gedeiht es beinahe zu prächtig in den Gärten. Fast jeder Gartler kann daher mit selbst eingemachter Marmelade, Kompott oder Chutney aufwarten. „Man kann auch einiges einfrieren, wenn es zu viel ist", lautet der Tipp von Erika Kuznia. Der Kleingartenverein ist eine grüne Oase inmitten der Großstadt, ein schützenswertes Kleinod, dessen Existenz jedoch nicht gesichert ist.
Garten auf Zeit
Seit Jahren bemüht sich der Kleingartenverein darum, seinen Fortbestand zu sichern und zur Daueranlage erklärt zu werden. Doch auch der jüngste Stadtratsbeschluss im März fiel negativ aus, so dass die Gärten weiterhin nur auf Zeit bestehen und damit jederzeit kündbar sind. Die Gartler halten zusammen und kämpfen weiter. Der neue Vorsitzende Michael Mayer hat auch schon einige Ideen für den Kleingartenverein, die nun gemeinsam mit der Vorstandschaft diskutiert werden. Eine davon ist, das Netzwerk zu den Nachbarn rund um die Kleingartenanlage zu festigen. Denn auch die Anwohner könnten eine große Unterstützung bieten, falls den Gartlern doch gekündigt werden sollte. Eine Gelegenheit die Gartler und deren prächtige Pflanzenvielfalt besser kennen zu lernen bietet das alljährliche Sommerfest, das am 6. Juli gefeiert wird und zu dem die Nachbarn herzlich eingeladen werden. Mehr Informationen zum Kleingartenverein sind unter http://sw52-muenchen.beepworld.de/index.htm erhältlich.
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