Projekt mit Modellcharakter
Neue Asylbewerberunterkunft eingeweiht
In der Parzivalstraße ist die neue Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber offiziell eingeweiht worden. Die vier Häuser für insgesamt 186 Personen sind neben der Traglufthalle im Gewerbegebiet die zweite Unterkunft für Asylbewerber in Karlsfeld. Nach nicht einmal drei Monaten Bauzeit hatten die Bürger nun die Möglichkeit, eines der Häuser zu besichtigen. Die Gebäude sind in 31 Wohnungen mit jeweils drei Zimmern für zwei Personen eingeteilt und verfügen über separate Eingänge, eine eigenen Küche sowie ein Bad und einen Wohnraum. „Wir gehen davon aus, dass an diesem Standort weniger Probleme entstehen als in den großen Unterkünften“, erklärte Leonhard Liegsalz, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft mbH im Landkreis Dachau. Bis Ende März sollen alle Häuser endgültig fertig und bezugsfertig sein. „Wir haben uns bemüht, eine Alternative zu den Containerstandorten, Sport- und Traglufthallen zu schaffen und das ist uns geglückt. Das ist ein positiver Schritt bei der Unterbringung von Flüchtlingen.“
Landrat Stefan Löwl betonte in seiner Ansprache die große Herausforderung, die die Flüchtlingskrise für den Landkreis bedeutet. „Auf diese Aufgabe, die seit eineinhalb Jahren auf unseren Schultern lastet, konnten wir nicht vorbereitet sein“, so der CSU-Politiker. „Wir haben weiterhin hohe Zugangszahlen und werden auch weiter Containeranlagen sowie eine Traglufthalle bauen. Aber diese Unterbringung wie hier in der Parzivalstraße wird sicherlich die Zukunft sein. Das ist ein Projekt mit Modellcharakter. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass ein Großteil der Menschen bleiben wird, auch wenn die Flüchtlingszahlen zurückgehen.“ Man wolle den Menschen, die in Deutschland bleiben, Wohnraum bieten, der es ihnen ermöglicht, sich zu integrieren. Zudem gibt es in einem der vier Häuser einen Gemeinschaftsraum, der auch für Deutschunterricht genutzt werden kann, sowie zwei Büros.
"Menschenwürdige Unterbringung"
Die Unterbringungsmöglichkeiten in der Parzivalstraße seien einfach, bieten aber ordentliches Wohnen, sagte Landrat Löwl. „Die Menschen sollen sich auf ihre Leben hier konzentrieren können. Wir müssen den Flüchtlingen effektiv helfen, die es am dringendsten nötig haben. Ich hoffe, dass auch in anderen Landkreisgemeinden solche Häuser entstehen.“ Die Kosten für die Unterbringung seien zudem günstiger als es bei einer Unterbringung in Traglufthallen oder Containern der Fall ist. Und Karlsfeld Bürgermeister Stefan Kolbe ergänzte: „„Wir haben hier die Möglichkeit, den Menschen ein gewisses Maß an Privatsphäre zu bieten. Ich bin sehr zufrieden mit der Art der Häuser. Sie erfüllen einen gewissen Standard. Wir sorgen hier für eine menschenwürdige Unterbringung.“
Unterbringung nachhaltig verbessern
Das Konzept für die Häuser hat das Startup REF+ entworfen. Die beiden Jungunternehmer Manuel Munz und Lars Peter Schäfer haben ein Konzept entwickelt, das einen bedarfsgerechten und energieeffizienten Wohnraum für Flüchtlinge schafft. Ziel des Unternehmens ist es, das Problem der Flüchtlingsunterbringung nachhaltig zu verbessern. „Wir haben uns gedacht, dass es eine bessere Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge geben muss als in Containern, auch langfristig“, erklärt Sophia Luise Gräfin von Schaesberg von REF+.
Das Konzept, dass den Menschen eine Verbesserung der Lebensqualität bieten will, bringt viele Vorteile für Flüchtlinge, Anwohner, Kommunen und Landkreise mit sich. In einem Zeitraum von zwölf bis 16 Wochen wird effizienter Wohnraum geschaffen, um die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen zu vereinfachen. Die nachhaltige Planung ermöglicht vielfältige Anschlussnutzungen und niedrige Energiekosten. Im Falle der Karlsfelder Asylbewerberunterkunft werden die Gebäude möbliert und somit bezugsfertig übergeben worden.
Perspektive bieten
Ein Haus bietet 48 Personen Unterkunft. Die Kosten hierfür belaufen sich auf zirka 825.000 Euro netto und liegen somit nach Angaben des Startup-Unternehmens pro Person bei einmalig zirka 17.000 Euro. „Die Häuser fügen sich optisch in gewachsene Strukturen ein, sie sollen kein Fremdkörper in der Umgebung sein. Und auch die Flüchtlinge können sich aufgrund der Wohnsituation besser integrieren und wohlfühlen“, betont Sophia Luise Gräfin von Schaesberg. „Wir möchten diesen Menschen eine Perspektive bieten. Das liegt mir besonders am Herzen.“
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