"Würdig aufnehmen"
Karlsfeld bereitet sich auf die Ankunft von 300 Flüchtlingen vor
Knapp 800.000 Flüchtlinge könnten bis Ende des Jahres nach Deutschland kommen, über 100.000 von ihnen nach Bayern – Tendenz steigend. Auch das Landratsamt Dachau hat seine Prognose nach oben korrigieren müssen. Mindestens 1500 Asylbewerber werden bis zum Jahresende im Landkreis ankommen. Eine Herausforderung, auch für Karlsfeld, die ohne die Unterstützung freiwilliger Helfer unmöglich wäre. Doch die Gemeinde will mit anpacken: Bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Helferkreis Asyl sprachen die Bürger ihre Unterstützung aus. Auch Bürgermeister Stefan Kolbe versicherte gleich zu Beginn seiner Rede: "Wir wollen die Menschen würdig aufnehmen und gute Gastgeber sein." Und die Zeit drängt: Schon Ende September werden die ersten Flüchtlinge eintreffen.
Volles Bürgerhaus
Nur selten hat man das Karlsfelder Bürgerhaus so gut besucht gesehen wie vergangene Woche. Jeder Stuhl war belegt, wer zu spät kam, musste sich mit einem Stehplatz begnügen. Und das taten die Gäste gerne. Rund 350 Karlsfelder waren zum „Themendialog Asyl“ am 18. August erschienen, zu dem die Gemeinde geladen hatte. Die Veranstaltung diente dazu, die Bürger zu informieren und einen Helferkreis zu bilden.
Zwischenlösung Traglufthalle
Die Unterbringungslösung in der Gemeinde werde in zwei Schritten erfolgen, erklärte Landrat Stefan Löwl in seinem Situationsbericht. Eine Traglufthalle werde über den Winter Platz für 300 Flüchtlinge bieten. Die provisorische Zeltstätte solle für ein Jahr als Zwischenlösung dienen und bis zum 21. September im Gewerbegebiet beim Kreisverkehr an der Ottostraße/ Einsteinstraße errichtet werden.
Zusätzlich müsse in der zweitgrößten Landkreisgemeinde jedoch auch eine Dauerlösung her, so der Landrat weiter. Hierfür sollen vier neue Wohnhäuser am Heizkraftwerk errichtet werden, welche bis Anfang kommenden Jahres von bis zu 186 Personen bezogen werden sollen. In den in Wohneinheiten für je sechs Personen gegliederten Häusern in Holzbauweise könnten vor allem Familien einziehen. In den Traglufthallen würden hingegen ausschließlich männliche Flüchtlinge, die meisten von ihnen aus Schwarzafrika, untergebracht.
"Keine Vorfälle"
Diese Information stieß bei einigen Besuchern auf Besorgnis, vor allem direkte Anwohner äußerten ihre Bedenken. Bürgermeister Kolbe hingegen mahnte, man solle "keine Probleme her reden, wo noch keine sind". Björn Scheid von der Polizeiinspektion Dachau bekräftigte Kolbes Worte: „Bisher hat es im Landkreis keine nennenswerten Vorfälle gegeben.“ Stefan Löwl erinnerte zudem daran, dass sich sowohl die Karlsfelder als auch ihre Gäste sicher fühlen müssen.
Helferkreis Asyl
So sahen das auch die vielen Bürger, welche an diesem Abend gekommen waren, um einen Helferkreis zu gründen. Im zweiten Teil des Abends konnten an einer Mitarbeit im Helferkreis interessierte Besucher ihre Fragen stellen. Zahlreiche Bürger sprachen der Gemeinde hier ihre Unterstützung aus und füllten direkt im Anschluss einen Kontaktbogen aus. Mittlerweile sind bei der Gemeinde mehr als 100 Formulare zur Mitarbeit eingegangen. Am 3. September findet um 18 Uhr im Bürgerhaus (Allacher Str. 1) eine weitere Infoveranstaltung für alle an einer Mitarbeit im Asyl-Helferkreis interessierten Bürger statt.
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