Nur ganz selten geöffnet
Maiandacht in der Anastasie-Kapelle
Auch in diesem Jahr feiert die Gemeinde St. Hedwig eine Mai-Andacht in der nur selten zugänglichen Anastasia-Kapelle im Waldfriedhof, und zwar am Sonntag, 31. Mai, um 17 Uhr. Für den musikalischen Rahmen sorgt der St. Hedwiger 3Xang.
Die Anastasia-Kapelle im Waldfriedhof wurde 1932 erbaut und steht 300 Meter vom Haupteingang entfernt an einem Nebenweg. Nach 1945 diente sie an Stelle der zerstörten Kirche St. Heinrich als Gotteshaus. Vor die schmale Kapelle aus Stein wurde ein breiter Holzbau gesetzt, um ausreichend Platz für die Gläubigen zu schaffen.
Normalerweise kommen die Besucher nur bis zum eisernen Gitter, das den Steinbau vom Holzanbau trennt. Anlässlich der Mai-Andacht wird das Gitter geöffnet und die bemalte Decke beleuchtet.
Der Eintritt ist natürlich frei.
Hochhaus und Holzkapelle
Er war zwar einer der herausragenden Münchner Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Stadtbaurat Hermann Leitensdorfer (1886-1972) ist aber heute weitgehend unbekannt. Leitensdorfers berühmtestes Werk ist bis heute das „erste“ Hochhaus der Stadt. In der Blumenstraße neben der alten Hauptfeuerwache entstand in den Jahren 1928/29 der zwölfgeschossige Bau. Mit seinen gut 45 Metern überragte er damals alle Gebäude mit Ausnahme der Kirchen.
Leitensdorfer schuf auch zahlreiche Bauten in den Städtischen Friedhöfen. Nach seinen Plänen entstand 1932 auch die Anastasia-Kapelle im Waldfriedhof (Alter Teil). Sie fungierte mangels anderer Kirchen 30 Jahre lang als Gotteshaus für die Gläubigen in der benachbarten Pfarrei Sankt Hedwig.
Nach wie vor lädt die Kapelle, gut versteckt zwischen alten Fichten, die Friedhofsbesucher zur stillen Einkehr und zum Gebet. Der Innenraum wird allerdings nur selten geöffnet - "... regelmäßig eigentlich nur an Allerheiligen", wie Pater Bernard Guhs SVD, der Pfarrer von Sankt Hedwig bestätigt. Ausnahmen gibt es sehr selten: Zuletzt war am Michael-Ende-Gedenktag im Waldfriedhof sogar eine der Lesungen in Anastasia, da der Erfolgsautor nur wenige Schritte von der Kapelle entfernt begraben liegt.
Am 31 .Mai bietet sich die nächste Gelegenheit, auch die Fresken in der Anastasia-Kapelle zu betrachten. Der Münchner Maler Max Lacher entwarf die bewegenden Bilder kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und griff dabei auf einen Brauch aus dem Mittelalter zurück. Die Henker Christi kleidete er in schwarze und braune Uniformen, ein Sinnbild für den gerade erst überstandenen Schrecken der Nazizeit. Für die Maiandacht ab 17 Uhr werden diese ansonsten im finsteren Kirchenraum kaum erkennbaren Fresken mit einer Lichtinstallation sichtbar gemacht.
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