Musik verbindet
Mongolischer Gastschüler für ein Jahr am Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasium
Für etwas mehr als ein Jahr ist der 15-jährige Telgun aus dem fernen Ulan-Bator in der Mongolei nach Gräfelfing gekommen und lernt in einer zehnten Klasse am Kurt-Huber-Gymnasium (KHG). Auch wenn er in seiner mongolischen Heimat auf einer Schule mit Deutschunterricht lernt, fiel ihm der Anfang im September sehr, sehr schwer. „Ich habe im Unterricht kaum etwas verstanden. Und auch die Verständigung mit den anderen klappte überhaupt nicht. Alles war neu und schwer für mich“, meint der Zehntklässler. „Der Anfang war wirklich sehr frustrierend.“
Ganz allein ist er nicht mit solchen Sorgen nicht, denn in jedem Schuljahr kommen bis zu zehn ausländische Gastschüler ans KHG. „In diesem Jahr haben wir neun Kinder in verschiedenen Jahrgangsstufen“, berichtet die stellvertretende Rektorin Ulla Braune. „Manche kommen für ein Vierteljahr, manche bleiben ein ganzes Schuljahr. Das ist sehr unterschiedlich.“ Gäste aus Mexiko, USA und Frankreich seien hier. „Die Bandbreite ist weltumspannend. Manche kommen über Organisationen oder vermittelt von unseren Schulpatenschaften hierher. Manche, so wie Telgun, leben hier bei Verwandten.“
Weltoffene Schule
Der Anfang gestalte sich immer etwas schwierig, so Braune. „Viele ausländische Schulsysteme sind nicht kompatibel mit dem unseren. Wir schauen auf die Deutschkenntnisse und auf das Alter der Schüler. Sie sollen schließlich etwas vom Austausch haben und sich eingewöhnen können.“
Die Schule freue sich immer über den Input und die Austauschmöglichkeiten und unterstütze die Gäste, wo es möglich sei. „Wer sich zu einem Auslandsaufenthalt entschließt, hat das gründlich mit seiner Familie abgesprochen, ist offen für Neues und will so viel wie möglich lernen.“
Auch Telgun habe sehr viel Unterstützung in seiner Gastklasse und von den Fachlehrern bekommen. „Ich mache in der Mongolei viel Musik und habe hierher auch meine Pferdekopfgeige mitgebracht. Die durfte ich im Unterricht vorspielen“, erzählt er. Musiklehrerin Isabell Schlicht freute sich über die ungewohnten Klänge und initiierte Duette mit anderen Schülern in der Klasse. „Die Pferdekopfgeige hat in etwa die Klangfarbe unseres Cellos“, erläutert sie. „Da sind einige zwar zuerst fremdklingende, aber eigentlich sehr harmonische Duette möglich.“ Überhaupt verbinde Musik. „Mit Musizieren ist schnell eine Verbindung unter Schülern hergestellt. Das ist immer bereichernd für alle Beteiligten.“
Wer ins Ausland geht, will viel lernen
Telguns Mut, nach Deutschland zu kommen, bewundere sie. Trotz fremder Kultur, fremdes Klima und Heimweh „schlage“ er sich im Schulalltag recht gut, sagt Schlicht, die Telgun auch im Chor betreut. „Nach dem wirklich frustrierenden Anfang wird es langsam besser“, meint der Schüler und zählt auf, was er in seiner Gräfelfinger Wahlheimat besonders gut findet: die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit der Leute, die vielen Sprachen, die an der Schule unterrichtet werden, das warme Wetter (Ulan-Bator ist die kälteste Hauptstadt der Welt) und die Biergärten mit ihrer gelassenen Stimmung.
Viele Eltern in der Mongolei hätten Interesse an einem Austausch mit Deutschland, so Telgun. Aber die Kosten sind hoch und die Entfernungen zu weit, um schnell mal nach dem Rechten sehen zu können. „Mein Ziel ist es, hier einmal Jura zu studieren“, so Telgun. Aber fürs Erste geht er im Sommer zurück an seine Schule in Ulan-Bator. Auch wenn das Heimweh nach der Mongolei inzwischen sehr groß sei, „ich werde doch einiges hier vermissen. Ich habe viele Freunde gewonnen und mag die Berge und Seen hier, solche seenreiche Landschaften haben wir in der Mongolei nicht. Und eigentlich schmeckt mir das bayerische Essen auch sehr gut. Auf Weißwürste und Brezn werde ich in der Mongolei ganz sicher verzichten müssen.“
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