Kreative Modellschule
Pilotprojekt in Oberbayern: Grundschule Gräfelfing ist Kunstgrundschule
Eine ganz besondere Ehre wurde der Grundschule Gräfelfing und der Schule der Phantasie in Gräfelfing zuteil: Für zwei Jahre dürfen sie sich „Kunstgrundschule“ nennen. Den Titel vergab das Kultusministerium. Es ist ein Modellprojekt zur besonderen Förderung kreativer und künstlerischer Fähigkeiten an Grundschulen und ist mit finanzieller Förderung verschiedener Kunstprojekte verbunden. Bisher konnte sich nur die Grundschule in Passau-Haidenhof mit diesem Titel schmücken.
Doch nach dem großen Erfolg des Passauer Projekts schrieb das Kultusministerium gemeinsam mit dem Landesverband der Jugendkunstschulen und der kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. (LJKE) den Titel zum zweiten Mal aus. „Wir sind überglücklich und sehr, sehr stolz, dass wir als einzige in Oberbayern ausgewählt worden sind“, meinte die Rektorin der Grundschule Gräfelfing, Angelika Nerz-Lidl. „Das ist eine wunderbare Wertschätzung für die Arbeit der Schule der Phantasie, die sich schon so lange unermüdlich für die kreative Bildung unserer Kinder einsetzt.“
Ein Bild von der Welt machen
„Toll!“, kommentierte auch Lilli Plodeck, die Gründerin und Leiterin der Gräfelfinger Schule der Phantasie die Auszeichnung. „Der Titel gibt uns Chance und Auftrieb und ist der Anfang einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Grundschule.“ In vielen Runden Tischen hatte man die Bewerbung für den Titel besprochen, sich mögliche Projekte für die zwei Jahre dauernde Pilotzeit erdacht und an einem griffigen Motto gefeilt. „Am Ende haben wir uns mit dem Slogan unserer Einrichtung beworben“, so Plodeck. „Nämlich: Sich mit beiden Händen ein Bild von der Welt machen.“
Seit 25 Jahren schon führt Plodeck Grundschüler in die Welt der Farben und Formen ein, am Anfang in zwei kleinen Kursen in einem Schuljahr und jetzt in einem stattlichen Kursprogramm mit mehr als 100 Schülern in der Woche. „Der Gründer der Schule der Phantasie, Prof. Rudi Seitz, kam selbst in den Gemeinderat und hielt eine flammende Rede über die Chancen kreativer Bildung von Kindern“, erinnerte sich Plodeck. „Danach war unsere Einrichtung beschlossene Sache. Bis heute steht der Gemeinderat hinter uns und unterstützt uns großartig. Ohne diese Hilfe hätten wir nie so wachsen können“, dankte sie weiter. Mittlerweile gehört die Gräfelfinger Schule zum anerkannten Verband Bayerischer Jugendkunstschulen.
Andere Talente im Vordergrund
Die Förderung der kreativen Talente der Kinder steht im Vordergrund, „und darüber hinaus werden die Kinder mit ihren Arbeiten regelmäßig im Ort wahrgenommen und integriert. Wir durften schon eine Menge im öffentlichen Raum gestalten. Die Kinder erfahren hier eine Wertschätzung, die mir ein ganz großes Anliegen ist.“ Hopfenmikado, Tunnelbemalung und jetzt die Teilnahme an der Jahresausstellung des Kunstkreises Gräfelfing unter dem Motto Natur-Kunst seien genannt.
„Die musische Bildung ist enorm wichtig für die Entwicklung der Kinder“, bestätigte Rektorin Nerz-Lidl. „Kommt dann noch die öffentliche Wertschätzung hinzu, erleben die Kinder, wie zentral Kunst in der Gesellschaft ist. Und ganz nebenbei brillieren hier oft auch Kinder, die in Mathe und Deutsch vielleicht weniger Interesse haben. Im Gestalten geht es eben nicht nur um die Einser und Zweier, sondern um Kreativität und handwerkliches Geschick. Das macht den Schulalltag lebendig und fördert die Kinder ganzheitlich.“
Begeisterung soll anstecken
Zur Bewerbung als Kunstgrundschule musste nachgewiesen werden, dass sich die Gräfelfinger regelmäßig mit musischen Themen auseinandersetzen. Und es musste ein Konzept als Kunstgrundschule für die zwei Jahre vorgestellt werden. „Ideen gibt es sehr viele“, bestätigte Nerz-Lidl. „Wir holen uns Künstler an die Schule, besuchen auch Ateliers. Alle zwölf Klassen werden in den Räumen der Schule der Phantasie Kunsttechniken ausprobieren und erlernen, die nicht im Lehrplan stehen."
Staffeleiarbeiten, Bildhauerei, verschiedene Drucktechniken – dies alles stehe nun zusätzlich auf dem Stundenplan der Gräfelfinger Grundschüler. „Wir freuen uns über die Möglichkeiten“, so Plodeck und Nerz-Lidl gemeinsam. „Und ein klein bisschen wünschen wir uns, dass wir bayernweit ganz viele Nachahmer finden, die wir mit unserer Begeisterung für kreativen Unterricht anstecken konnten.“
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