Baumschlange und Steinfisch
Künstler stellen Ergebnisse der Werktage aus
Sanft drehte sich der verschlungene Baumast im Wind. Den dicken Ast hatte der Künstler hochkant an einer Schnur in das Geäst des großen Baumes gehängt. Das Holz des Schwemmholzes ist hell und glänzte dank Schleifpapier und dem Wachsüberzug weich. Manch ein Besucher der offenen Ateliertage im Atelierhaus Germering strich verstohlen über die glatte Oberfläche. „Hier ist Berühren erlaubt", forderte Christian Ittner auf, der ein paar Schritte entfernt saß und aus seinem „Klangauge“ sphärische Melodien zauberte. Der Künstler war einer der Teilnehmer der vom Kunstkreis Germering veranstalteten 5. Germeringer Werktage und der Offenen Ateliertage des Atelierhauses in der Salzstraße. Vom 9. bis zum 18. Juli hatten 14 Bildhauer auf dem ehemaligen Kasernengelände an ihren Skulpturen aus Holz und Stein gearbeitet. Für die Bevölkerung war das eine gute Gelegenheit zuzusehen, wie aus einem grobkantigen Stein oder einem Stück Holz ein Kunstwerk entsteht. Nach den Werktagen wurden die Ergebnisse des kreativen Schaffens in den Garten des Atelierhauses Germering gestellt.
Kunst kennt keine Sprachgrenzen
Brian Whitehead ist jedes Jahr dabei. Heuer hatte er aus einem Serpentinbrocken eine Art Kiesel geformt. „Ich wollte die einzelnen Gesteinsschichten herausarbeiten“, erklärte der Künstler. Fast wie bei einer Baumscheibe ringelten sich am Schluss unterschiedlich gefärbte Linien um den rund geschliffenen Stein. Im Ateliergarten hatten daneben die beiden ungarischen Künstlergäste ihre Skulpturen in das Gras gelegt. Ferenc Nemes und Laszlo Zoltan Szabo können zwar kein Deutsch, mit den Künstlerfreunden haben sie sich dennoch bestens verstanden. „Kunst kennt keine Sprachgrenzen“, so die Erfahrung. Im Atelierhaus selbst hatten die Künstler ihre Ateliers für die Öffentlichkeit geöffnet. Malereien, Zeichnungen, Skulpturen und Collagen zeugten von der Schaffenskraft der Künstler. Die Besucher interessierten sich nicht nur für die Werke, die von abstrakt bis gegenständlich, von surreal bis postmodern reichten, ihnen gefiel auch die kreative Atmosphäre, die die einzelnen Ateliers ausstrahlten. Pinsel in Gläsern, Regale voller Leinwände, Farbtöpfe und dazwischen eine Kaffeemaschine oder ein kleines Radio – das wirkte authentisch und machte bei dem einen und anderen Besucher so richtig Lust selbst mal kreativ zu werden. Wie ein Künstlerleben im Alltag aussieht, das konnten die Besucher in Gesprächen mit den Malern und Bildhauern erfahren. Sehr interessiert zeigte sich auch Schirmherr Andreas Haas, der in seiner Ansprache lobende Worte für die Veranstaltung fand. Die musikalische Umrahmung übernahm die Gruppe Didge Percussion, die vielseitig begabten Musiker hatten zum Teil auch Skulpturen ausgestellt.
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