Platz für 880 Flüchtlinge
Drei neue Standorte für Asylbewerber in Aubing gefunden
Die Flüchtlingswelle reißt nicht ab. Bis zum Jahresende erwartet die Landeshauptstadt München 12.300 Menschen aus den Krisenländern der Welt. 1500 Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen plant die Stadt derzeit. „Wir werden aber 4400 weitere brauchen“, erklärte Richard Schlickenrieder dessen Fachbereich im Sozialreferat, „Akute Wohnungslosenhilfe“, auch für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist. Wenn das nicht gelinge, müssten Zelte aufgestellt oder Turnhallen umfunktioniert werden, erklärte er. Die Unterbringung der Flüchtlinge sei schließlich neben einer humanitären auch eine rechtliche Pflicht.
In der letzten Bezirksausschusssitzung stellten die städtischen Vertreter drei neue Standorte für Aufnahmeeinrichtungen im Stadtbezirk 22 vor. 880 Menschen sollen hier untergebracht werden. Das Amt hat dabei einen Vorschlag der Aubinger CSU aufgegriffen, die zwei Areale in Freiham vorgeschlagen hatte. „Dort ist es ideal, weil es keine dichte Wohnbebauung gibt“, freute sich Sauerer. Bereits im Sommer sollen in der Centa-Hafenbrädl-/ Hans-Steinkohl-Straße 480 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Gebäude kann schnell in modularer Bauweise errichtet werden. „Wir wollten nie Unterkünfte mit 500 Menschen“, versicherte Sebastian Ehnes, Mitarbeiter der Akuten Wohnungslosenhilfe. Schließlich war einmal die Zahl 200 als Höchstgrenze genannt worden, „aber wir können die Menschen nicht im Freien stehen lassen“. Bis 2017 sollen zwei weitere Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber errichtet werden. Jeweils 200 Betten soll es im Freihamer Kiefernhain in der Centa-Hafenbrädl-/ Ecke Anton-Böck-Straße geben und weitere 200 Plätze auf dem städtischen Grundstück in der Mainaustraße 10.
Schlimmes auf der Flucht erlebt
Stadtrat Johann Sauerer (CSU) appellierte an die Solidarität der Aubinger: „Es geht um Menschen, darunter unbegleitete Jugendliche, die Schlimmes auf ihrer Flucht erlebt haben.“ Für die Betreuung der teilweise traumatisierten Menschen werde die Stadt ein eigenes Konzept entwickeln. „Die Betriebsführung und die Asylsozialarbeit werden eine große Herausforderung werden“, betonte Schlickenrieder. Derzeit gilt ein Betreuungsschlüssel von 1 zu 150. Viel zu wenig fanden die Aubinger. So schwierig wie die Suche nach Betten sei aber auch die Suche nach Betreuungskräften.
Pläne konkretisiert
Mittlerweile sind auch die Pläne für die städtischen Notquartiere für wohnungslose Münchner Familien in der Kastelburgstraße 56-60 weiter gediehen. Die Wünsche des Bezirksausschusses hatten die Behördenvertreter dabei mit einem Kompromiss berücksichtigt. Im neuen Notquartier sollen statt der geplanten 270 Menschen (90 zusätzliche Plätze) nur mehr 230 untergebracht werden (der Bezirksausschuss wollte 200). Auch sollen die Häuser nicht von jungen Obdachlosen, sondern von älteren Menschen bewohnt werden. Aus frei werdenden Räumen des Bestands sollen Gemeinschaftsräume werden. „Eine generelle Gefährdung oder Störung der allgemeinen Sicherheit durch Bewohner des Erweiterungsbaus ist nach Aussage der Polizei nicht zu erwarten“, versicherte Oberbürgermeister Dieter Reiter in einem Schreiben. Der Spielplatz muss zwar dem Gebäude weichen, er soll aber auf dem benachbarten städtischen Grundstück errichtet werden Abschließend mahnte Reiter: „Geben Sie den betroffenen Menschen die Chance, sich nach dem oftmals unverschuldeten Verlust der Wohnung in einer geschützten Umgebung wieder zurecht zu finden, um rasch wieder in eigenen Wohnraum ziehen zu können.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH