Die richtigen Weichen stellen
Aufklärung und gegenseitiges Verständnis erleichtern Integration
Hotelbetreiber Alexander El Naib hat der Regierung von Oberbayern ausgeholfen. Im Hotel Pollinger wohnen derzeit vorübergehend etliche Familien mit syrischen Kontingentflüchtlingen. Die Menschen könnten sofort eine eigene Wohnung anmieten oder eine Arbeit anfangen. Sie haben nämlich bereits in ihrer Heimat das Asylverfahren erfolgreich hinter sich gebracht.
Doch die Integration der Menschen ohne Deutschkenntnisse in den ihnen unbekannten deutschen Alltag geht nicht von heute auf morgen. El Naib, der über arabische Sprachkenntnisse verfügt, muss viel Aufklärungsarbeit leisten. Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen oft mit falschen Vorstellungen in die neue Heimat kommen. Dass es mit der Privatwohnung nicht so schnell geht, darauf habe niemand die Flüchtlinge vorbereitet. Auch der Alltag, die Sitten und Gebräuche in Deutschland müssen erst erklärt werden. Das fängt bereits beim Arztbesuch an. „Die Menschen wissen oft nichts mit dem Rezept anzufangen, da sie ja die Sprache nicht können." Dass Kinder in Deutschland den Schulweg alleine bewältigen können und die gleichberechtigte Rolle der Frau in der Gesellschaft, ist oft ungewohnt. Hier müssten die Hilfsorganisationen viel eher mit der Aufklärung anfangen. Bereits in den Auffanglagern könnten die Menschen informiert werden und überzogene Vorstellungen abgebaut werden. Oft sind es kleine Dinge. Die Wäsche auf dem Balkon ist in Syrien kein Thema, in Aubing gibt es schon mal Beschwerden von den Nachbarn. Dann ist wieder der Hotelbetreiber gefordert, „in Deutschland hängt man keine Wäsche sichtbar auf den Balkon“, erklärt er dann.
Ausbildungsplatz für jungen Flüchtling
Die derzeit an vielen Orten bestehende Unzufriedenheit der Flüchtlinge mit ihrer Situation ist für El Naib keine Überraschung. „Wichtig ist, dass die Menschen von Anfang an positiv empfangen werden." Nachbarn, Vereine und soziale Einrichtungen sind dabei aufgerufen. Mit gegenseitigem Verständnis würde die Integration einfacher sein. Dann könnten die Flüchtlinge die deutsche Wirtschaft mit ihrer Arbeitskraft beleben, „das ist eine positive Chance für uns“.
Er selbst hat einem ehemaligen Flüchtling einen Ausbildungsplatz in der Hotellerie verschafft. „Der Junge hat richtig Power“, freut sich El Naib. Weitere Bewerbungen mit Flüchtlingen laufen bereits. Und damit sich die Flüchtlinge respektiert und angenommen fühlen, hat er die Verpflegung aus der Hotelküche den Sitten der muslimischen Syrer angepasst. Derzeit ist Ramadan und da darf zwischen Sonnenauf- und Untergang nichts gegessen werden. Im Hotel Pollinger wird also zu nachtschlafener Zeit gespeist. Und bei gemeinsamen Kochaktionen sollen die Syrer Gerichte aus ihrer ehemaligen Heimat zubereiten dürfen. „Am Anfang müssen die richtigen Weichen gestellt werden, dann gibt es auf beiden Seiten Zufriedenheit“, ist sich El Naib sicher.
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