Aufwertung für den Oertelplatz
Bürger bringen ihre Ideen zur weiteren Gestaltung ein
Nach vielen Jahrzehnten Stillstand tut sich seit geraumer Zeit etwas auf dem Oertelplatz. „Die aktuelle Baustelle ist natürlich gerade für die Anwohner eine Belastung, aber wir arbeiten hier an einem Projekt, das schon fast ein Vierteljahrhundert auf sich warten lässt“, betonte Heike Kainz, die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), im Rahmen einer Einwohnerversammlung, in der es um die Gestaltung der öffentlichen Flächen auf dem rund 4,5 Hektar großen Gebiet am Allacher S-Bahnhof ging. „Der frühere Oertelplatz war auch keine Schönheit.“ Die Zeit bis zum Ende der Bauarbeiten werde nicht leicht, so die CSU-Stadträtin weiter, „aber ich bin sicher, dass das Quartier am Ende des Tages eine Aufwertung erfährt.“
Christine Fischer, die den Investor, die Firma MOEG, vertrat, erläuterte den aktuellen Planungsstand des Gesamtprojektes. Momentan sei man auf dem Areal gerade noch mit der Altlastensanierung, die noch bis Dezember dieses Jahres dauern werde, beschäftigt. „Die Erde ist sehr schwarz. Das liegt daran, dass die Flächen früher von der Deutschen Bahn genutzt wurden, die in den 40er und 50er Jahren dort nicht verbrannte Kohlereste abgeladen hat“, erklärte die Projektleiterin.
Der Oertelplatz wird sich künftig in einen Bahnhofsvorplatz und einen Quartiersplatz unterteilen. Südlich des Ganzen sollen entlang der Lautenschlägerstraße acht Punkthäuser entstehen, östlich davon werden Reihenhäuser gebaut. In einem L-förmigen Bau an der Hintermeierstraße soll zudem eine Kindertagesstätte untergebracht werden. Neben dem Einkaufszentrum im Süden mit rund 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche und einer Tiefgarage mit voraussichtlich 300 Stellplätzen ist zudem noch ein sogenanntes „Solitärgebäude“ auf dem Quartiersplatz geplant, das sich an das Einkaufzentrum anschließt. Zudem wird es eine Park+Ride-Tiefgarage mit 120 Stellplätzen geben. Entlang der S-Bahn ist sowohl auf dem Bahnhofsvorplatz als auch auf dem Quartiersplatz eine Bike+Ride-Anlage mit rund 300 Fahrradabstellplätzen geplant.
„Die Tiefgarage des Einkaufszentrums kann sowohl über den Bahnhofsvorplatz als auch über die Hintermeierstraße befahren werden“, so Christine Fischer. „Die Anlieferung erfolgt zum Großteil über die Hintermeierstraße.“ Busse und Taxen werden am Bahnhofsvorplatz ihren Platz finden. „Eine Nutzung des Bahnhofsvorplatzes oder des Quartiersplatzes für Pkw ist nicht vorgesehen“, betonte sie weiter. Und Roland Zeller vom Baureferat ergänzte: „Es wird aber natürlich Vorfahrtmöglichkeiten für Pkw geben, so dass auch Leute vom Bahnhof abgeholt werden können.“
Brunnen und Uhrturm
Die Einwohnerversammlung bot den Bürgern die Möglichkeit, ihre Anregungen zur Gestaltung der Freiflächen auf dem Bahnhofsvorplatz sowie dem Quartiersplatz einzubringen. Die entsprechenden Anträge werden dann soweit wie möglich in den städtebaulichen Wettbewerb eingearbeitet. Der Gestaltungswettbewerb soll bereits im Herbst beginnen. Manfred Rudolph schlug beispielswiese einen Brunnen für den Oertelplatz vor. „Das wäre doch eine Attraktion. Da sollten wir nichts unversucht lassen“, meinte er. „Was mich ärgert, ist zudem, dass bisher am Oertelplatz nur eine ganz mickrige Uhr angebracht war. Deshalb wäre doch auch ein Uhrturm gut.“ Den habe es auch früher schon einmal gegeben.
„Ein Platz mit Flair“
„Mir liegt besonders am Herzen, dass es genügend Fahrradabstellplätze gibt“, betonte Josef Wieland, der lange Jahre Mitglied des BA 23 war. „Der Platz sollte insgesamt auch belebt werden – vielleicht mit einem Café im Solitärgebäude. Schön wären auch ausreichend Sitzgelegenheiten oder ein Blumenladen.“ Dietlinde Schermer schlug unter anderem vor, den Quartiersplatz nicht komplett zu versiegeln. „Das sieht man auf vielen Plätzen in München. Wichtig wäre doch vielmehr, dass man auf diesem Platz einen Flair schafft, damit sich die Menschen gerne dort aufhalten.“ Ingrid Haussmann, Mitglied im BA 23, wäre es wichtig, dass der Bahnhofsvorplatz und der Quartiersplatz optisch durch Büsche oder Bäume abgegrenzt werden. „Es wäre schön, wenn es hier viel Grün geben würde. Das Gleiche gilt auch für den Bereich an der Einfahrt zur Tiefgarage.“
Wochenmarkt
Ob es auch einen Wochenmarkt geben wird, ist indes nicht sicher. „Dieser Wunsch wird sehr oft geäußert“, betonte Florian Hochstetter vom Baureferat. Die Markthallen veranschlagen für einen gut funktionierenden Wochenmarkt, der einmal pro Woche einen halben Tag stattfindet, eine Fläche von 400 bis 500 Quadratmetern. Diese Fläche müsste dann natürlich freigehalten und dürfte nicht gestaltet werden. Das wäre im Fall des Quartiersplatz ein großer Teil des Platzes.“ Heike Kainz schlug diesbezüglich vor, zu überlegen, „ob man das will. Vielleicht wäre es besser, an dieser Stelle dann lieber auf einen Wochenmarkt zu verzichten.“ Dieser Meinung waren auch die meisten der rund 60 Anwesenden, als die BA-Vorsitzende spontan ein unverbindliches Stimmungsbild einholte.
Die Lautenschlägerstraße soll vorerst als Einbahnstraße beibehalten werden. „Wie die Straßenführung genau sein wird, ist noch nicht abschließend geklärt“, sagte Heike Kainz. „Darüber werden wir uns sicherlich noch einmal Gedanken machen müssen.“ Die Vesalius- und die Georg-Reismüller-Straße werden, so wie jetzt auch, zusammenhängend zu befahren sein. „Bei der Erstellung des Bebauungsplans war es dem BA ein wichtiges Anliegen, dass die Verkehre möglichst gleichmäßig auf das gesamte Straßennetz verteilt werden“, so die CSU-Stadträtin weiter. „Natürlich wird es mehr Verkehr geben. Deshalb war es uns auch wichtig, dass die Tiefgarage des Einkaufszentrums durchfahrbar ist.“ Und Christine Fischer ergänzte: „Die konkrete Planung wird erst als Ergebnis des Gestaltungswettbewerbs erfolgen.“ Läuft alles nach Plan, dann soll der neue Oertelplatz im Frühjahr 2018 fertiggestellt sein.
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