„Strategische Neuaufstellung“
Krauss-Maffei Wegmann fusioniert Anfang nächsten Jahres mit französischem Panzerbauer
Seit Wochen arbeitet das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) an einer Fusion mit dem französischen Panzerbauer Nexter. Beide Firmen sind führende europäische Hersteller militärischer Landsysteme und wollen künftig gemeinsame Wege gehen. Eine entsprechende Grundsatzerklärung unterzeichneten die Eigentümer des französischen und deutschen Unternehmens bereits im Juli in Paris. Durch den Zusammenschluss unter dem Dach einer gemeinsamen Holding entstehe ein deutsch-französischer Wehrtechnikkonzern mit annähernd zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, einem Auftragsbestand von rund 6,5 Milliarden Euro und mehr als 6000 Mitarbeitern, heißt es aus Unternehmenskreisen. Geplant ist der Zusammenschluss für Frühjahr 2015.
Erhalt von Arbeitsplätzen
Nexter, KMW und ihre Eigentümer bewerten ihren Schritt als „entscheidend für die Konsolidierung der wehrtechnischen Industrie Europas“. Ihre gemeinsame strategische Neuaufstellung ermögliche den Erhalt von Arbeitsplätzen und Kompetenzen im Kern der Europäischen Union. Nach Angaben der beiden Rüstungsfirmen ergänzen sich die Produktportfolios beider Unternehmen und ihre regionalen Präsenzen auf dem Weltmarkt nahezu überschneidungsfrei. Durch den Zusammenschluss von Nexter und KMW entstehe eine Einheit, die mit Gewicht und Innovationskraft im Internationen Wettbewerb bestehen und wachsen könne. Darüber hinaus eröffne sie ihren europäischen und NATO-Kunden die Chance zu mehr Standardisierung und Interoperabilität ihrer Rüstungsgüter auf verlässlicher industrieller Basis.
Nexter S. A. ist im Alleinbesitz der französischen Staatsholding GIAT Industries S. A., die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG befindet sich im Alleinbesitz der Wegmann GmbH & Co in Kassel. Zur beabsichtigten Zusammenführung der Unternehmen wollen die jeweiligen Alleingesellschafter ihre Anteile in eine neue, gemeinsame Holding einbringen. Sie erhalten jeweils 50 Prozent der Aktien dieser Holding, die Alleingesellschafterin von KMW und Nexter werden soll. Die Führungsstruktur der Holding-Gesellschaft wird die Balance zwischen den beiden Gesellschaftern wahren, die mit langfristiger industrieller Perspektive die Ankergesellschafter der neuen gemeinsamen Gruppe sein werden.
Traditionsreiche Geschichte
Krauss-Maffei Wegmann blickt auf eine traditionsreiche, mittlerweile über 170-jährige Geschichte zurück, die eng mit den Standorten Kassel und München verbunden ist. 1838 gründete Joseph Anton von Maffei die erste Münchener Lokomotivfabrik. Krauss & Co. übernahm 1931 die Fabrik, die anschließend unter dem Namen Krauss-Maffei AG firmierte. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte das Unternehmen erste militärische Produkte. 1963 begann Krauss-Maffei als Generalunternehmer mit der Serienfertigung des Kampfpanzers LEOPARD 1, später auch mit der des Flakpanzers GEPARD und des Kampfpanzers LEOPARD 2.
Wegmann & Co. wurde 1882 in Kassel von Peter Wegmann und Richard Harkort als Casseler Waggonfabriken von Wegmann, Harkort & Co. gegründet. 1912 wurde Wegmann von August Bode und dem Kaufmann Conrad Köhler übernommen. Bekannt wurde das Unternehmen in den 1930er Jahren als Hersteller der Reisezugwagen für den Henschel-Wegmann-Zug. Später folgte der Bau militärischer Fahrzeuge. In den 60er Jahren spezialisierte sich Wegmann auf die Entwicklung und den Bau von Turmsystemen für LEOPARD 1, GEPARD und LEOPARD 2 sowie für Artillerie- & Aufklärungssysteme. Im Jahre 1999 wurden schließlich die wehrtechnische Sparte der Krauss-Maffei AG und die Wegmann & Co. GmbH unter dem Dach Krauss-Maffei Wegmann vereint. Die daraus entstandenen Synergien bei Produktvielfalt und Systemkompetenz verschaffen KMW eine Spitzenposition auf dem Weltmarkt.
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